Bearbeiten von „Ali Bey“

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Aus Mirza Beys Zeit als Mîr sind keine Erfolge überliefert. Ihm wurde wie seinem Vater Hussein Bey eine ausgeprägte Neigung zum Alkohol nachgesagt. Anfang 1884 war der österreichische Arzt Dr. Browski, der in der osmanischen Armee diente, Mirza Beys Gast in Baadri und schrieb:
 
Aus Mirza Beys Zeit als Mîr sind keine Erfolge überliefert. Ihm wurde wie seinem Vater Hussein Bey eine ausgeprägte Neigung zum Alkohol nachgesagt. Anfang 1884 war der österreichische Arzt Dr. Browski, der in der osmanischen Armee diente, Mirza Beys Gast in Baadri und schrieb:
:''Myrza Bey ist, wie sein seliger Vater, ein gewaltiger Schnapstrinker vor dem Herrn und wird alle Abend im Zustande völliger Bewusstlosigkeit von seinen Dienern nach dem Harem geschleppt.''<ref>Browski, Louis Egmont: ''Die Jeziden und ihre Religion.'' In: Das Ausland, 59. Jahrgang, Nr. 39, 28. September 1886, J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart, S.&nbsp;762.<br>Browskis Aufsatz scheint von einer Abneigung gegen die Jesiden geprägt zu sein und enthält etliche krasse Fehler, aber in diesem Punkt wird er zumindest im Grundsatz durch andere Quellen bestätigt.</ref>
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:’’Myrza Bey ist, wie sein seliger Vater, ein gewaltiger Schnapstrinker vor dem Herrn und wird alle Abend im Zustande völliger Bewusstlosigkeit von seinen Dienern nach dem Harem geschleppt.’’<ref>Browski, Louis Egmont: ‘’Die Jeziden und ihre Religion.’’ In: Das Ausland, 59. Jahrgang, Nr. 39, 28. September 1886, J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart,S.&nbsp;762.<br>Browskis Aufsatz scheint von einer Abneigung gegen die Jesiden geprägt zu sein und enthält etliche krasse Fehler, aber in diesem Punkt wird er zumindest im Grundsatz durch andere Quellen bestätigt.</ref>
  
 
Im Jahr 1892, als es keinen Pascha in Mossul gab — Osman Pascha war abberufen, Aziz Pascha noch nicht angekommen —, begann Omar Wehbi Pascha, ein türkischer General in Mossul, mit genozidalen Aktionen gegen die Jesiden im Dschabal Sindschar; unter dem Hinweis, sie seien mit ihren Abgaben im Rückstand. Daraufhin reiste Mirza Bey mit einer Delegation von etwa 40 hochgestellten Jesiden, unter ihnen seine Brüder Ali Bey und Badih Bey, nach Mossul. Zunächst wurden sie standesgemäß empfangen und beherbergt, aber am nächsten Tag wurde von ihnen, entsprechend einer Vorgabe aus [[Konstantinopel|Stambul]], unter Androhung von Gewalt die Konversion zum Islam verlangt. Die meisten, darunter Mirza Bey und Badih Bey, beugten sich dem Druck. Diese beiden sowie ein weiterer Angehöriger der jesidischen Herrscherdynastie wurden mit dem Titel ''Pascha'' und einem monatlichen Gehalt von 2.000 Piastern belohnt. Mirza Bey musste einen überschwänglichen Brief an den Sultan schreiben, in dem er sich dafür bedankte, dass er nebst aller 1,1 Millionen Jesiden den Weg des Irrtums und der Unwissenheit verlassen und den Pfad zur Vervollkommnung einschlagen konnte. Diese angebliche Konvertierung der Jesiden hatte zur Folge, dass ihr Heiligtum, das [[Scheik Adi|Grabmal Scheik Adis]] in Lalisch von der türkischen Obrigkeit in eine Koranschule umgewandelt wurde.
 
Im Jahr 1892, als es keinen Pascha in Mossul gab — Osman Pascha war abberufen, Aziz Pascha noch nicht angekommen —, begann Omar Wehbi Pascha, ein türkischer General in Mossul, mit genozidalen Aktionen gegen die Jesiden im Dschabal Sindschar; unter dem Hinweis, sie seien mit ihren Abgaben im Rückstand. Daraufhin reiste Mirza Bey mit einer Delegation von etwa 40 hochgestellten Jesiden, unter ihnen seine Brüder Ali Bey und Badih Bey, nach Mossul. Zunächst wurden sie standesgemäß empfangen und beherbergt, aber am nächsten Tag wurde von ihnen, entsprechend einer Vorgabe aus [[Konstantinopel|Stambul]], unter Androhung von Gewalt die Konversion zum Islam verlangt. Die meisten, darunter Mirza Bey und Badih Bey, beugten sich dem Druck. Diese beiden sowie ein weiterer Angehöriger der jesidischen Herrscherdynastie wurden mit dem Titel ''Pascha'' und einem monatlichen Gehalt von 2.000 Piastern belohnt. Mirza Bey musste einen überschwänglichen Brief an den Sultan schreiben, in dem er sich dafür bedankte, dass er nebst aller 1,1 Millionen Jesiden den Weg des Irrtums und der Unwissenheit verlassen und den Pfad zur Vervollkommnung einschlagen konnte. Diese angebliche Konvertierung der Jesiden hatte zur Folge, dass ihr Heiligtum, das [[Scheik Adi|Grabmal Scheik Adis]] in Lalisch von der türkischen Obrigkeit in eine Koranschule umgewandelt wurde.
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Aufgeklärt wurde dieser Mord nicht. Der erste Verdächtige war Safr Aga, der Anführer des kurdischen Stammes der Doski, der in dieser Nacht Gast in Ali Beys Residenz war. Es wird das Gerücht kolportiert, er habe ein Verhältnis mit Mayan Khatun, der Frau seines Gastgebers, gehabt, die selbst auch verdächtigt wurde, hinter dem Mord zu stecken. Ein weiterer Verdächtiger war ein nicht namentlich genannter Neffe Ali Beys, der nach einem früheren Versuch der Machtergreifung nach Russland hatte fliehen müssen und nun zurückgekehrt sein sollte.
 
Aufgeklärt wurde dieser Mord nicht. Der erste Verdächtige war Safr Aga, der Anführer des kurdischen Stammes der Doski, der in dieser Nacht Gast in Ali Beys Residenz war. Es wird das Gerücht kolportiert, er habe ein Verhältnis mit Mayan Khatun, der Frau seines Gastgebers, gehabt, die selbst auch verdächtigt wurde, hinter dem Mord zu stecken. Ein weiterer Verdächtiger war ein nicht namentlich genannter Neffe Ali Beys, der nach einem früheren Versuch der Machtergreifung nach Russland hatte fliehen müssen und nun zurückgekehrt sein sollte.
  
Mayan Khatun hatte mehrere Kinder von ihrem Mann geboren, aber nur eines hat das Säuglingsalter überlebt, ihr Sohn Said Beg, der jetzt 13 Jahre alt war; also zu jung, um das Amt seines Vaters übernehmen zu können. Gut fundierte Ansprüche hatte Mayan Khatuns Bruder Ismail Beg. Sein Großvater mütterlicherseits war Mîr Jasim Bey, sein Großvater väterlicherseits war Mîr Ali Bey der Große und sein Vater Abdi Bey war einige Jahre lang Regent an Stelle von dessen Bruder Mîr Hussein Bey, als der sich in Mossul im Hausarrest befand. Mayan Khatun jedoch lenkte den Mordverdacht auf ihren Bruder und konnte dadurch dessen Ansprüche abwehren. Ihr Sohn wurde als der neue Mîr anerkannt und sie selbst bis zu seiner Volljährigkeit als Regentin eingesetzt.
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Mayan Khatun hatte mehrere Kinder von ihrem Mann geboren, aber nur eines hat das Säuglingsalter überlebt, ihr Sohn Said Beg, der jetzt 13 Jahre alt war; also zu jung, um das Amt seines Vaters übernehmen zu können. Gut fundierte Ansprüche hatte Mayan Khatuns Bruder Ismail Beg. Seine Großvater mütterlicherseits war Mîr Jasim Bey, sein Großvater väterlicherseits war Mîr Ali Bey der Große und sein Vater Abdi Bey war einige Jahre lang Regent an Stelle von dessen Bruder Mîr Hussein Bey, als der sich in Mossul im Hausarrest befand. Mayan Khatun jedoch lenkte den Mordverdacht auf ihren Bruder und konnte dadurch dessen Ansprüche abwehren. Ihr Sohn wurde als der neue Mîr anerkannt und sie selbst bis zu seiner Volljährigkeit als Regentin eingesetzt.
  
Kurz danach wurden zwei Brüder namens Fattah und Ali aus einem anderen Clan, der Basmariya-Familie,<ref>Der Name dieser Familie wird von May im „''Orientzyklus''“ erwähnt; verballhornt zu ''Posmir''. [[Claudius James Rich]], Mays Quelle, schreibt ''Pesmir''.</ref> des Mordes beschuldigt. Die Basmariyas waren neben der Chol-Familie, die seit langem die Herrscher stellte, die einzigen, die einen historischen Anspruch auf die Herrschaft geltend machen konnten. Mayan Khatun ließ die beiden Brüder und deren Söhne töten.
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Kurz danach wurden zwei Brüder namens Fattah und Ali aus einem anderen Clan, der Basmariya-Familie, des Mordes beschuldigt. Die Basmariyas waren neben der Chol-Familie, die seit langem die Herrscher stellte, die einzigen, die einen historischen Anspruch auf die Herrschaft geltend machen konnten. Mayan Khatun ließ die beiden Brüder und deren Söhne töten.
  
 
Mîr Said Beg wird als sehr schwacher Mensch geschildert, der zeitlebens unter dem Einfluss seiner Mutter stand. Er starb 1944 und seine Mutter übernahm wieder die Regentschaft; diesmal für ihren 11-jährigen Enkel Tahsin Said Beg. Erst mit ihrem Tod im Jahr 1957 endete die über 40-jährige — teils offizielle, teils inoffizielle — Herrschaft von Ali Beys Witwe Mayan Khatun über die Jesiden.
 
Mîr Said Beg wird als sehr schwacher Mensch geschildert, der zeitlebens unter dem Einfluss seiner Mutter stand. Er starb 1944 und seine Mutter übernahm wieder die Regentschaft; diesmal für ihren 11-jährigen Enkel Tahsin Said Beg. Erst mit ihrem Tod im Jahr 1957 endete die über 40-jährige — teils offizielle, teils inoffizielle — Herrschaft von Ali Beys Witwe Mayan Khatun über die Jesiden.
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Bei dem in Kurdistan spielenden Teil des „''Orientzyklus''“ — also dem Ende des ersten Bandes „''Durch die Wüste''“, dem gesamten zweiten Band „''[[Durchs wilde Kurdistan (GR2)|Durchs wilde Kurdistan]]''“ und den ersten Seiten des dritten Bandes „''[[Von Bagdad nach Stambul (GR3)|Von Bagdad nach Stambul]]''“ — stützt Karl May sich beim geografischen und historischen Rahmen fast ausschließlich auf [[Austen Henry Layard]]s Werk „''Niniveh und seine Ueberreste''“. Hier erfährt er, dass bei Layards Besuch in Baadri im Jahr 1846 der Anführer der Jesiden Hussein Bey hieß und erhält auch seine Beschreibung:
 
Bei dem in Kurdistan spielenden Teil des „''Orientzyklus''“ — also dem Ende des ersten Bandes „''Durch die Wüste''“, dem gesamten zweiten Band „''[[Durchs wilde Kurdistan (GR2)|Durchs wilde Kurdistan]]''“ und den ersten Seiten des dritten Bandes „''[[Von Bagdad nach Stambul (GR3)|Von Bagdad nach Stambul]]''“ — stützt Karl May sich beim geografischen und historischen Rahmen fast ausschließlich auf [[Austen Henry Layard]]s Werk „''Niniveh und seine Ueberreste''“. Hier erfährt er, dass bei Layards Besuch in Baadri im Jahr 1846 der Anführer der Jesiden Hussein Bey hieß und erhält auch seine Beschreibung:
:''Sobald ich mich dem Dorfe näherte, begegnete ich dem Hussein Bey, in dessen Begleitung ich die Priester und die vorzüglichsten Einwohner zu Fuß fand. Der Häuptling war etwa 18 Jahr alt und einer der schönsten jungen Männer, die ich je gesehen habe. Seine Gesichtszüge waren regelmäßig und zart, seine Augen hatten viel Lüstre und unter seinem bunten Turban flossen die langen rabenschwarzen Locken hervor. Ein weiter, weißer Mantel von feinem Gewebe war über sein reiches Jäckchen und seine Roben geworfen.''<ref>Layard, Henry Austen: ''Niniveh und seine Ueberreste,'' Neue wohlfeile Ausgabe, Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig&nbsp;1854, S.&nbsp;145-146.<br>Inventar-Nr. KM0689 in [[Karl Mays Bibliothek]].</ref>
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:''Sobald ich mich dem Dorfe näherte, begegnete ich dem Hussein Bey, in dessen Begleitung ich die Priester und die vorzüglichsten Einwohner zu Fuß fand. Der Häuptling war etwa 18 Jahr alt und einer der schönsten jungen Männer, die ich je gesehen habe. Seine Gesichtszüge waren regelmäßig und zart, seine Augen hatten viel Lüstre und unter seinem bunten Turban flossen die langen rabenschwarzen Locken hervor. Ein weiter, weißer Mantel von feinem Gewebe war über sein reiches Jäckchen und seine Roben geworfen.''<ref>Layard, Henry Austen: ''Niniveh und seine Ueberreste,'' Neue wohlfeile Ausgabe, Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig&nbsp;1854, S.&nbsp;145-146.</ref>
  
 
Ebenso erfährt May, dass in diesem Jahr der erste Sohn, also normalerweise der Nachfolger Hussein Beys geboren wurde und den Namen Ali Bey erhielt. Bei den unsicheren Verhältnissen in der Region konnte May mit einer gewissen Berechtigung darauf spekulieren, dass der 1828 geborene Hussein Bey zum Zeitpunkt der Handlung des „''Orientzyklus''“ nicht mehr lebte und dass der gut dreißigjährige Ali Bey der Anführer der Jesiden geworden war.<ref>[[Franz Kandolf|Kandolf, Franz]]: ''Kara Ben Nemsi auf den Spuren Layards (Ein Blick in die Werkstätte eines Schriftstellers).'' In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hsg.): ''Karl Mays Orientzyklus.'' Igel Verlag Wissenschaft, Paderborn [[1991]], ISBN 3-927104-19-1, S.&nbsp;198.</ref> Dass die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hatte, konnte zu diesem Zeitpunkt in Deutschland niemand wissen.  
 
Ebenso erfährt May, dass in diesem Jahr der erste Sohn, also normalerweise der Nachfolger Hussein Beys geboren wurde und den Namen Ali Bey erhielt. Bei den unsicheren Verhältnissen in der Region konnte May mit einer gewissen Berechtigung darauf spekulieren, dass der 1828 geborene Hussein Bey zum Zeitpunkt der Handlung des „''Orientzyklus''“ nicht mehr lebte und dass der gut dreißigjährige Ali Bey der Anführer der Jesiden geworden war.<ref>[[Franz Kandolf|Kandolf, Franz]]: ''Kara Ben Nemsi auf den Spuren Layards (Ein Blick in die Werkstätte eines Schriftstellers).'' In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hsg.): ''Karl Mays Orientzyklus.'' Igel Verlag Wissenschaft, Paderborn [[1991]], ISBN 3-927104-19-1, S.&nbsp;198.</ref> Dass die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hatte, konnte zu diesem Zeitpunkt in Deutschland niemand wissen.  

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