Wilhelmine Beibler

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Wilhelmine Beibler (l.) mit ihrer Tochter und dem ersten Schwiegersohn

Wilhelmine Beibler geborene Höhne (* 31. Juli 1837; † 27. Juni 1909) war die Mutter von Klara Beibler und somit ab 1903 Karl Mays Schwiegermutter.

Leben[Bearbeiten]

Sie stammte aus Groß-Möhlau. Ihre Eltern waren Gottfried Höhne und Johanna Sophie Christiane geb. Richter.

Am 19. April 1864 heiratete sie den 75jährigen Witwer Johann Ludwig Heinrich Beibler. Elf Wochen später wurde die gemeinsame Tochter Klara geboren.[1] (Möglicherweise gab es noch eine voreheliche Tochter Wilhelmine Bertha Höhne (* 7. Januar 1860 in Retzau; † 6. Januar 1864 in Groß Möhlau), die bereits vor Klaras Geburt starb.)

Nach dem Tod ihres Mannes und der Heirat ihrer Tochter Klara mit Richard Plöhn wird sie in die Familie ihrer Tochter aufgenommen. Anfang 1889 zogen die Plöhns mit Wilhelmine Beibler von Leipzig nach Radebeul in die Schulstraße 97e (Gellertstraße 5) und freundete sich bald darauf mit dem Ehepaar May an. (Emma gibt später über Plöhn an: "Er war ein sehr guter Mensch, der sich alles gefallen ließ und sehr unter dem Pantoffel seiner Frau und seiner Schwiegermutter stand."[2]) Bereits auf früheren Grußkarten wird die – nur fünf Jahre ältere – Dame von Karl May geduzt und mit scherzhaften Reimen bedacht. Sie scheint teilweise auch an Emma May Mutterstelle vertreten zu haben. Wilhelmine Bleibler nahm nach späteren Berichten Mays auch an spiritistischen Sitzungen teil:

Frau Plöhn hatte und hat eine Mutter, eine jetzt 70 Jahre alte, sich gern an ihre Jugendzeit und ihre Verwandtschaft erinnernde Dame, die jetzt meine Schwiegermutter ist und mich, obgleich ich auch schon fast 66 Jahre zähle, gern „Mein Junge“ nennt. Als diese hörte, daß man mit Hülfe des Spiritismus mit den verstorbenen Eltern und Geschwistern reden könne, bat sie, ihr das doch zu zeigen. Meine damalige Frau war sofort bereit dazu. Frau Plöhn mußte die Dritte machen, und so setzten sich die drei Frauen des Abends zuweilen hin, um Todte erscheinen zu lassen.[3]

Am 30. April 1898 schreibt ihr May aus Dessau eine gereimte Grußkarte, z. B.:

Ich habe mir Retourbillets genommen, / Und kam ganz heiler Haut hier angeschwommen, / Doch wird's in Dessau nicht verhehlt, / Daß dieser Stadt ihr Minchen fehlt. [4]

Und kurz darauf:

Hast Du mich lieb, mußt Du versuchen
Noch einmal den Kartoffelkuchen.
Ich zeig mit Telegraph Dir an,
Wenn ich ganz sicher kommen kann. (Karte vom 2. Mai 1898)[5]

Im Oktober 1898 fahren die Plöhns zur Kur nachj Karlsbad. Wilhelmine Beibler bleibt daheim. Silvester feiern sie dann wieder alle gemeinsam.

Zum achtundneunziger Sylvester, / Da wird der Bruder und die Schwester / Mitsammt der Mutter eingeladen / Zum Kalbs- und auch zum Hasenbraten. / Und dürfts 'was Andres geben sollen, / So darf man nicht darüber grollen, / Denn in der letzten Jahresnacht / Wird niemals große Jus gemacht.[6]

Zahlreiche weitere Grußkarten gibt es dann von der Orientreise. In einem Schreiben vom 3. Mai 1899 beschwert sich May bei ihr über seine Frau Emma, die ihm nicht antwortet. Im August 1899 schreibt May und zitiert darin "Gottfried":

Grüß mein Minchen von mir! Das Kruzifix kommt auch zum Theil von mir. Wenn ich wüßte, welches sie bekommt, ih würde es wahrhaftig küssen. Man hat doch auch so seine Sehnsucht nach dem guten, alten Minchen, und es ist kein Katzensprung, der mich von ihr trennt. Na, darüber darf man sich aber keine eingekochten Aprikosen machen. Es wird überwunden, und dann, Minchen, steh fest, denn ich stürz in Deine Arme! Dein alter, niet- und nagelfester Gottfried, Onkel meines Karl![7]

Im August 1899 begleitete sie Richard und Klara Plöhn und Emma May nach Mulda. Sie posiert mit den beiden Frauen für in Foto von Richard Plöhn, das an May gesendet wird.[8]

Während seiner Orientreise verfasste Karl May am 10. Oktober 1899 in Colombo auch das Gedicht Ich kenn ein Haus in weiter Ferne / Da schlägt ein Mutterherz für mich... als Brief an sie.[9] (Zu Mays Lebzeiten wurde dieses Poem nicht veröffentlicht.) Nachdem sich Klara und Richard Plöhn sowie Emma May der Orientreise angeschlossen haben, erhält Wilhelmine Beibler auch Kartengrüße ihrer Tochter. Pünktlich zu ihrem Geburtstag am 31. Juli 1900 sind die beiden Paare wieder zurück in Radebeul. Im August setzt Karl May ein Testament auf, in dem - neben Universalerbin Emma - u.a. auch Wilhelmine Beibler bedacht wird.

Von einem Ausflug nach Weimar und Eisenach senden Emma und Karl May im September 1900 Kartengrüße an sie:

Wir denken hier, wo Du im vorigen Jahre auch mit geweilt, in herzlicher Liebe an Dich, und senden Dir, Klara und Richardt tausend thüringer Grüße, in feinster Butter gebacken![10]

Am 14. Februar 1901 starb ihr Schwiegersohn, Richard Plöhn, und ihre Tochter Klara schloss sich noch enger an Familie May an. Im Juli 1902 erhielt Wilhelmine Beibler von Emma May hinter Mays Rücken 6.000 Mark (nach anderen Angaben 5.000 Mark) zur Aufbewahrung.[11] Als Emma, Klara und Karl im August 1902 eine mehrwöchige Erholungsreise begannen, eskalierten die Eheprobleme. Wilhelmine Beibler wurde als Vermittlerin nach Leipzig gerufen. Klara Plöhn notierte in ihrem Tagebuch:

Meine gute, alte Mutter ist auf meinen Brief wirklich gekommen. Sie soll die beiden aussöhnen. [...] Mutter nimmts heiter auf. Sie faßt Beide an den Händen und sagt, sie sollen sich einen Kuß geben..[12]

May über dieselbe Angelegenheit:

Klara bat mich, ihre Mutter nach Leipzig kommen lassen zu dürfen; vielleicht gelinge es der alten, guten Frau, das drohende Unheil abzuwenden. Ich erfüllte diesen Wunsch.[13] und Ich bat Frau Plöhn, ihrer Mutter zu schreiben, daß sie nach Leipzig komme und mit uns zusammentreffe, um mit der Pollmer ein letztes, eindringliches Wort zu reden. Diese alte, vielerfahrene Dame war nämlich nicht ohne Einfluß auf die Pollmer, und ich hoffte, daß dieser Einfluß doch vielleicht eine Wirkung zum Guten haben könne.[14]

Am 21. August reist sie erfolglos wieder ab.

Als Karl Emma verlassen hatte und sie auf der Mendel zurückließ, depechierte Emma an Wilhelmine Beibler und bat sie um Rat. Allerdings stand Wilhelmine Beibler ganz auf der Seite ihrer Tochter (und Karl Mays) und wies darauf hin, dass Emma zu bleiben hätte und Karl folgen müsse, da sie ihn sonst zur größten Strenge zwingen würde.[15] (Auch später schreibt sie Briefe im Sinne Karl Mays und entzieht im Juni 1903 Emma auch das "Du" - hält das aber nicht ein.) Im Prozess um die Ehescheidung ist sie am 22. Dezember 1902 beim Landgericht Dresden anwesend und bestätigt Aussagen ihrer Tochter.[16] Bei der standesamtlichen Eheschließung ihrer Tochter mit Karl May am 30. März 1903 ist sie zwar anwesend, aber keine Trauzeugin. Die kirchliche Hochzeit erfolgte einen Tag später; auch hier war sie anwesend. Als May - völlig berechtigte - Zweifel in Bezug auf die Rechtmäßigkeit seines Doktortitels kommen, verfasst er ein schreiben, dass Wilhelmine Beibler in ihrem Namen an das Deutsche Konsulat in Chicago sendet. Bereits im Juni erhält sie die negative Antwort.[17]

Mit Datum vom 4. Juni 1904 verkauft Klara May das Haus Gellertstraße 5. Spätestens jetzt siedelt Wilhelmine Beibler in die Villa 'Shatterhand' über. Sie wohnt vermutlich in dem kleinen "Cabinet" im Obergeschoss. In der Abwesenheit Karl und Klara Mays nimmt sie Post entgegen und empfängt Besucher wie Eduard Krüger.[18] Demzufolge wird sie auch als Zeugin benannt und muss eidesstattliche Erklärungen abgeben.[19][20] Am 20. Mai 1909 wird Wilhelmine Beibler in eine Klinik gebracht. Klara May in ihrem Tagebuch:

Nierenkrebs. Entsetzlich.[21]

Bereits am 29. Mai wird sie als "unheilbar" entlassen[22] und zieht ins Bilz-Sanatorium.[23]

Am 27. Juni 1909 stirbt Wilhelmine Beibler. Drei Tage später, am 30. Juni, wird sie im Grabmal neben ihrem ersten Schwiegersohn Richard Plöhn beigesetzt.

Am Morgen des 28. April 1942 wird ihr Sarg - und der Richard Plöhns - aus der Gruft entfernt und es erfolgt die Einäscherung im Krematorium Dresden-Tolkewitz am gleichen Tag. Die Beisetzung der beiden Urnen findet am 13. Mai 1942 im Urnenhain Tolkewitz statt. Am Grabmal erinnert seit 1998 eine Gedenktafel an sie; ebenso auf dem Friedhof Tolkewitz.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik II, S. 122
  2. zitiert nach Sudhoff: Radebeul, Gellertstraße 5, S. 33
  3. Frau Pollmer, S. 870f.
  4. Karl-May-Chronik II, S. 136
  5. Karl-May-Chronik II, S. 139 f.
  6. Karl-May-Chronik II, S. 190
  7. Karl-May-Chronik II, S. 268
  8. Karl-May-Chronik II, S. 271
  9. Karl-May-Chronik II, S. 297
  10. Karl-May-Chronik II, S. 406
  11. Karl-May-Chronik III, S. 77f.
  12. Karl-May-Chronik III, S. 90
  13. Pollmer-Studie, S. 920
  14. May: An die 4. Strafkammer, S. 78f.
  15. Karl-May-Chronik III, S. 106f.
  16. Karl-May-Chronik III, S. 148f.
  17. Karl-May-Chronik III, S. 249.
  18. Karl-May-Chronik IV, S. 375.
  19. Karl-May-Chronik IV, S. 392.
  20. Karl-May-Chronik IV, S. 516.
  21. Karl-May-Chronik IV, S. 528.
  22. Karl-May-Chronik IV, S. 529.
  23. Karl-May-Chronik IV, S. 530.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.