Verlag Neues Leben

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Winnetou 1. Band, 1983
Comic

Der Verlag Neues Leben zählte zu den bedeutendsten Verlagen der DDR. Nach 1990 passte er sich den neuen Wirtschaftsbedingungen an.

Geschichte des Verlages[Bearbeiten]

Nachdem am 17. Juni 1946 die Sowjetische Militärverwaltung in Deutschland die Genehmigung erteilt hatte, wurde der Verlag am 2. September 1946 in Berlin gegründet. Er nahm zunächst seinen Sitz in der Kronenstraße 30/31 und in der Markgrafenstraße. Am 12. Februar 1947 kam die erste Ausgabe der Zeitung Junge Welt heraus, es folgten die Zeitschriften Junge Generation und Neues Leben. Der Verlag Neues Leben übergab dem 1950 gegründeten Verlag Junge Welt zehn Zeitungen und Zeitschriften sowie die Buchproduktion für den Jugendverband FDJ. Seitdem widmete er sich zeitweilig ausschließlich der Buchproduktion. 1970 zog er in die Behrenstraße 40/41, 1991 in die Rosenthaler Straße 36. Zu den Verlagsdirektoren zählten von 1966 bis 1975 der vormalige Minister für Kultur der DDR, Hans Bentzien und ab 1975 bis zu einem Tode Anfang 2000 Rudolf Chowanetz. Im Frühjahr 2000 übernahm Andreas Henselmann die Verlagsleitung. 2004 wurde der Verlag von der Eulenspiegel Verlagsgruppe übernommen.

Der Verlag Neues Leben und Karl May[Bearbeiten]

1983 erschienen die ersten Bände einer Karl-May-Edition, die trotz einer Auflage von anfangs 250.000 Exemplaren je Band[1] sofort ausverkauft war. Die Titelvignetten stammten von Peter Nagengast und (ab Band 8) von Jörn Hennig.

In der DDR wurden die May-Texte bearbeitet und mit Nachworten von Gerhard Henniger versehen. Darin führte er u.a. die frühere Überarbeitung des Winnetou I-Bandes im Sinne der faschistischen Rassenideologie an. Die ideologische DDR-Bearbeitung sah dann so aus, dass z.B. aus der rote(n) Nation der rote Mann wurde, und aus dem Beinahe-Ende des herrlichen nordamerikanischen Herbstes ein nordamerikanischer Indianersommer, der fast vorüber war. Klekih-petras Wunsch, dass das deutsche Volk doch nun endlich einmal ein einiges Volk werden wollte, sucht der Leser vergeblich.

Der letzte DDR-Band erschien 1990 mit Von Bagdad nach Stambul. Zwar wurde die Edition – dank des sehr engagierten Verlegers Rudolf Chowanetz – noch fortgesetzt und brachte es auf letztlich 66 (nicht nummerierte) Bände. Die Auflagenhöhe wurde allerdings immer kleiner. Die fünf letzten Bände erschienen nur noch in einer Auflage von 2.000 Exemplaren. Die beiden letzten angekündigten Bände (Der beiden Quitzows letzte Fahrten, Band 1 und 2) sind nicht mehr erschienen.

Als kleine Ergänzung wurde 1992 Old Shatterhand läßt grüßen verlegt, ein Band mit literarischen Reverenzen für Karl May von Christian Heermann. Heft 1 einer Karl-May-Comicreihe von 1995 erlebte leider keine Fortsetzung.

Im Verlag Neues Leben erschien außerdem 2001 Karl Mays Werke von Dr. Klaus Hoffmann, der sich mit der Bearbeitungspraxis (zumeist mit der des Karl-May-Verlages) auseinandersetzte. Der Vertrieb des Bandes wurde gerichtlich untersagt. Die wenigen erhaltenen Exemplare sind unter Sammlern sehr begehrt.

Sonstiges[Bearbeiten]

Die Neues Leben-Fassung der Kolportageromane diente u.a. Weltbild als Vorlage für deren Edition.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Während der Diskussion zur Premierenveranstaltung von Die Elbindianer kommen! (am 31. Oktober 2008) erfuhren die Besucher, dass offenbar 300.000 Exemplare von Winnetou 1. Band hergestellt worden waren, von denen 50.000 unter der Hand abgegeben wurden. Vgl. Hans-Dieter Steinmetz: Nicht nur in Dresden: Die Elbindianer kommen! In: Karl May in Leipzig Nr. 75, S. 10.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]