Tau-Ma

Aus Karl-May-Wiki
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"Auflösung" von 1886

Tau-Ma (recte Thauma, griech. "Wunder") war eine beliebte Illusion in Schaubuden und Zirkussen im 19. Jahrhundert.

Bei dem Trick wurde mit Hilfe von Spiegeln, Vorhängen oder Dunkelheit vorgetäuscht, dass die (zumeist attraktive) Dame in irritierender Weise verstümmelt ist. Bekannt wurde der Trick als "Dame ohne Unterleib", aber mit derselben Technik konnte auch der Kopf amputiert werden.

"Denke Dir eine kleine, schmale aber sehr tiefe Bühne, in deren äußerstem Vordergrunde eine gewöhnliche Schaukel hängt, ein Bretchen mit Schnuren oder Ketten. Die Bühne an sich mit schwarzem Tuche tapezirt und vollständig unerleuchtet, also dunkel. Der vordere Theil aber, da, wo sich die Schaukel befindet, ist sehr hell erleuchtet, wozu sogar scharfe Reflectoren verwendet werden, damit auf die Schaukel, aber auch nur auf sie, ein recht grelles Licht falle. Ebenso hell erleuchtet ist der Zuschauerraum. [...] Es ist nicht nur eine Schaukel da, sondern es sind deren zwei vorhanden, eine vordere, welche grell beleuchtet ist, und eine hintere, welche man des tiefen Dunkels wegen nicht zu erblicken vermag. Auf der vorderen liegt der Ober=, auf der hinteren aber der Unterkörper. [...] Wir befestigen nämlich auf die vordere, hell erleuchtete Schaukel eine künstliche Taille, eine - will ich sagen - eine ausgestopfte Schnürbrust, ein massives Corset. Die Tau=ma nimmt nun auf der hinteren Schaukel Platz. Ihr Oberkörper ist entblößt, ihr Unterkörper aber schwarz umhüllt. Sie streckt sich so weit vor, daß ihr Busen das ausgestopfte Corset erreicht, legt ihre beiden Brüste hinein, richtet den Kopf empor und ergreift mit den Händen die Schnuren der Schaukel. [...] Da vorn Alles erleuchtet ist, so tritt ihr Gesicht, ihr Hals, ihre Brust, und so treten auch ihre Arme, von hellem Puder unterstützt, so scharf hervor, daß man von dem anderen Theile ihres Körpers unmöglich Etwas bemerken kann. Man hält das ausgestopfte Corset für ihren wirklichen Oberkörper, der auf der Schaukel sitzt. Es ist gar nicht möglich, anders zu denken, denn man darf ja die Tau=ma befühlen. Man fühlt Kopf, Arme, Schultern und Busen; man hält es also gar nicht für möglich, getäuscht zu sein." (Karl May in "Der verlorne Sohn", Fischerausgabe S. 1297 ff.)

Tau-Ma bei Karl May[Bearbeiten]

In Karl Mays "Verlornem Sohn" ist die Artistin Aurora Bormann als "Dame ohne Unterleib" engagiert und Emilie Werner soll gegen ihren Willen dazu gemacht werden. Allerdings geht es dem Direktor C. F. Baumgarten im Zirkus Réal weniger um den Trick selbst als vielmehr darum, dass die entsprechende Dame weitgehend entblößt auftreten soll.