Kamelsänfte

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Eine Kamelsänfte ist eine auf dem Rücken (Höker) eines Dromedars oder Trampeltiers angebrachte, meist überdachte Sitzgelegenheit für eine oder mehrere Personen. Sie ist das häufigste orientalische Transportmittel für Frauen.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Kamelsänfte ist eine Sonderform des Kamelsattels. Zwischen 1300 und 100 v. Chr. entwickelten arabische Beduinen einen passenden Tragesattel, auf dem durchschnittlich etwa 250 kg transportiert werden konnten. Diese Sattelform ist seither nahezu unverändert in Gebrauch geblieben.[1]

Während der sogenannten "Kamelschlacht" zwischen den Anhängern Aischas[2], der jüngsten Gattin des Propheten Mohammed, und den Truppen von Ali ibn Abi Talib soll Aischa in einer Kamelsänfte sitzend die Schlacht geleitet haben - darum der Name "Kamelschlacht". Ali, der Schwiegersohn Mohammeds und vierter Kalif, gewann diese Schlacht.

bei Karl May[Bearbeiten]

Eine mehrfach bei Karl May erwähnte Kamelsänfte ist der Tachtirwan, von ihm auch Tachterwahn geschrieben.

Schon im ersten Buch des Orientzyklus beschreibt Kara Ben Nemsi den Aufbau einer solchen Sänfte:

Zwei zehnellige oder auch noch längere Stangen nämlich werden vor und hinter dem Höcker des Kameles quer über den Rücken desselben gelegt und an ihren Enden zusammengezogen und mit Pergament oder Stricken verbunden. Dieses Gestell ist mit Fransen und Quasten von Wolle in allen Farben, mit Muschel- und Perlenschnüren verziert, ganz so wie der Sattel und das Riemenzeug, und ragt also neun und noch mehr Ellen rechts und links über die Seiten des Kameles hinaus. Zwischen ihm auf dem Höcker ragt eine aus Grundleisten und Stoffüberzug bestehende Vorrichtung empor, welche fast genau einem Schilderhause gleicht und mit allerlei Quasten und Troddelwerk behangen ist. In diesem Belle-vue sitzt die Dame. Die ganze Figur erreicht eine außerordentliche Höhe, und wenn sie am Horizont erscheint, so könnte man sie infolge des schwankenden Ganges der Kamele für einen riesigen Schmetterling oder für eine gigantische Libelle halten, welche die Flügel auf und nieder schlägt.[3]

In seiner Reiserezählung Von Bagdad nach Stambul reisen die Frau Dschanah und die Schwester Benda des Persers Hassan Ardschir Mirza in einer Kamelsänfte:

Neben ihnen lagen ihre Lasten, und in einiger Entfernung stand der Tachterwahn, die Wohnung der beiden Frauen, die entflohen waren, als ich die Augen geöffnet hatte.[4]

Auch Hanneh begleitet den Pilger-Zug der Haddedihn nach Mekka in solch einer Sänfte:

Für Hanneh wurde ein großer Tachtirwan bestimmt, den zwei Kamele zu tragen hatten. Er war sehr geräumig und bequem; sie konnte sitzen oder liegen, wie sie wollte, und sogar auf den Kissen sich ganz ausstrecken. Ein Dach aus bunten, reichgestickten Stoffen bot ihr genügenden Schutz vor den Sonnenstrahlen. (Karl May: Am Jenseits)[5]

Später wird der kranke Münedschi damit transportiert.

siehe auch[Bearbeiten]

Orientalische Reisen in Textil (Ausstellung)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. William Bernstein: A Splendid Exchange – How Trade shaped the World, Atlantic Books, London 2009, ISBN 978-1-84354-803-4, S. 56 und S. 57
  2. nicht zu verwechseln mit Aischa, eigentlich Mersinah, der Frau des Wekils von Kbilli in Durch die Wüste (GR1)
  3. Karl May: Durch die Wüste. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 338.
  4. Karl May: Von Bagdad nach Stambul. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 176.
  5. Karl May: Am Jenseits. In: Karl Mays Werke, S. 63274 f. (vgl. KMW-V.1, S. 21 f.).

Weblinks[Bearbeiten]