So schwer wie der Fichtelberg (Gedicht)

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So schwer wie der Fichtelberg ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

So schwer wie der Fichtelberg
  Ist mir das Herz,
Und so hoch wie der Fichtelberg
  Wächst mir der Schmerz.
Es fließt von dem Fichtler
  Manch' Wasser ins Meer
Und kommt dann im Reg'n
  Und Thau wieder her.
Ich stand auf dem Fichtelberg,
  Gab ihr die Hand
Sie ging von dem Fichtelberg
  Fort in das Land.
Nun fällt von dem Fichtler
  Manch' sehnender Blick
Und bringt aus der Fern' doch
  Nur Thränen zurück![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

In Karl Mays Dorfgeschichte Der Giftheiner (1879) ist das Gedicht zu finden. Das Lied singt der Giftheiner und wird dabei vom Teichhofbalzer belauscht:

Die schon längst aus dem Süden zurückgekehrten befiederten Sänger des Waldes hatten ihr Frühkonzert begonnen und ließen sich in ihrem fröhlichen Gezwitscher durch den Mann, welcher am Rande der Waldwiese an einem Baume lehnte, nicht stören. Er achtete ihrer ja gar nicht, sondern schaute so ernst und gedankenvoll hinaus in die blaue Ferne, als ob die Nähe mit ihrem blühenden, duftenden und jubilirenden Leben für ihn gar nicht vorhanden sei.
Doch ja, sie schwiegen plötzlich; er hatte seine Stimme erhoben und ließ ihren herrlichen Tenor mit einer Fülle ertönen, welche die Vögel verstummen machte, und wie heller Glockenklang über die Wipfel des zur Tiefe sich senkenden Waldes hinfluthete.
  "So schwer wie der Fichtelberg [...]
Die Vögel fielen am Schlusse der Strophe applaudirend und mit verdoppeltem Eifer in ihre Weisen; er schien es nicht zu hören. Er sah auch nicht, daß ein Anderer sich ihm näherte und lauschend hinter ihm stehen blieb.
  "Ich stand auf dem Fichtelberg, [...]
"Bravo, bravissimo!" ließ sich der unbemerkte Horcher jetzt hören. "So aane Stimm' wie dem Giftheiner seine giebts net wieder, so weit der Fichtler schaut, und so schöne Reim' bringt erst recht gar niemand net fertig. Die Liebste ist ihm ausgeriss'n und hat ihm die Treu' gebroch'n; darum singt er nun den Fichtelberg an und weint Syrup dazu. Warum weinst' net Schwefelsäure oder Salpeterwasser? Das wär' doch besser zu brauch'n!"
Der Sänger hatte sich ihm zugedreht und ohne eine Miene zu verändern ihn aussprechen lassen. Dann aber faßte er ihn mit einem unerwarteten Griffe bei der Brust, drückte ihn an den Stamm des nächststehenden Baumes und bearbeitete seine Wangen so kräftig mit der flachen Rechten, daß der Schall der Streiche weithin vernehmbar war.
"So, da hast' Dein Geld für die schöne Red', die Du gehalt'n hast, Kart'nbalzer! Ist's genug, oder willst' noch mehr?"[2]

Vermutlich stammt dieses Poem – wie alle anderen im Giftheiner auftauchenden Verse – von Karl May.

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der Erzählung Der Giftheiner sind in der Bücherdatenbank zu finden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2548 f. (vgl. KMW-I.3-99:40, S. 636).
  2. Karl May: Der Giftheiner. In: Karl Mays Werke, S. 2548–2550 (vgl. KMW-I.3-99:40, S. 636).

Weblinks[Bearbeiten]