Sitz ich im traurigen Mondenschein (Gedicht)

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Sitz ich im traurigen Mondenschein ist ein Gedicht von Karl May. Es ist Bestandteil der um 1892 geplanten, aber nie vollständig ungesetzten Posse vom Alten Dessauer.

Text[Bearbeiten]

Sitz ich im traurigen Mondenschein
Mit meiner trauernden Trauer allein,
  Lächeln so traurig die Sterne mir zu:
  Traurige Jungfrau wie traurig bist Du!
Traurige Lieder im traurigen Sinn,
Sink ich in traurige Traurigkeit hin.
Gäb mir ein Trauter vertrauend sein Herz,
Ach, ich vertraute ihm all meinen Schmerz.
  Traulich vertrauend in traulicher Lust
  Sänk ich an seine vertrauliche Brust.
Traulich vertrauend im trauten Vertraun,
Ließen vertrauend wir traulich uns traun![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Karl May schrieb dieses Gedicht am 16. Oktober 1892 in einem Brief an seinen neuen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld, in dem er sich zu einer geplanten Posse vom Alten Dessauer‎ äußerte:

Denken Sie sich, der alte Dessauer, der kein Gehör hatte und nur die eine Melodie "So leben wir etc." singen konnte, kommt, um ein adeliges Altfräuleinstift zu inspicieren; da kommen die sechs ältesten demoiselles mit Ziehharmonika, Brummeisen, Cello und Guitarre zu ihm herein, um ihm zu zeigen, was sie in musikalischer Beziehung leisten, und singen ihm vor, was die eine von ihnen selbst gedichtet hat:
(Nach der Melodie: "Aennchen von Tharau ists, die mir gefällt")
  Sitz ich im traurigen Mondenschein [...]
Womit ich unter traulichen Grüßen an Ihre traute Frau Gemahlin und vertraulichen Kinderchens
verbleibe
Ihr
in trauriger Traurigkeit trauernder
und in Beziehung auf
verdauende Verdaulichkeit vollständig unverdaulicher
May.[2]


Am 16. März 1893, ein halbes Jahr später, zitiert May das Gedicht erneut und wandelt es ab, um seinen Briefpartner, Friedrich Ernst Fehsenfeld, zu necken, der zuvor vermutlich Kummer über ausbleibende Manuskriptlieferung äußerte:

Sitz ich so traurig im Mondenschein
Mit meiner trauernden Trauer allein,
Lächeln so traurig die Sterne mir zu:
"Trauriger Friedrich, wie traurig bist Du!"
Trauernde Trauer im traurigen Sinn,
Sterb ich in trauernder Traurigkeit hin![3]

Zu Mays Lebzeiten wurde dieses Poem - keine Variante davon - nicht veröffentlicht.

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I, S. 94.
  2. Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I, S. 94 f.
  3. Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I, S. 117

Literatur[Bearbeiten]