Sandsee

Aus Karl-May-Wiki
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Ein Sandsee spielt in Karl Mays Erzählung Er Raml el Helahk eine bedeutende Rolle.

Adolph von Wrede hatte einen – von der Fachwelt damals heftig angezweifelten – Bericht über Sandseen veröffentlicht.

Ich glaubte, was er sagte, denn der Reisende Adolf von Wrede hat im Bahr ess Ssafy in der Wüste el Ahqaf einen ähnlichen Sandsee gefunden, in dem ein Kilogewicht an einer sechzig Faden langen Schnur verschwand. (Karl May: Er Raml el Helahk)
Diese Grenzverhältnisse geben sowohl der Landschaft als auch ihrer menschlichen Staffage etwas fortwährend Kampfbereites. Die wandernden Sandberge der Sahel werden von dem herrschenden Westwinde immer weiter nach Osten getrieben und stoßen beim Bab-el-Ghud auf die Felsen der Serir, an denen sie sich aufbäumen und, die Thäler, Schluchten und sonstigen Zwischenräume mit unerbittlicher Sicherheit ausfüllend, tiefe Sandlager bilden, denen die Feuchtigkeit mangelt, um zu einer festen kompakten Masse zusammengepreßt zu werden. Wehe dem Wanderer, der in eine solche verräterische Sandsee gerät! Noch vor einigen Augenblicken hat sein Dromedar den sichern felsigen Boden unter den Hufen gefühlt, plötzlich aber reicht ihm der feine, leichte Sand bis an den Leib; es macht eine kräftige Anstrengung, zurückzukehren, und gerät durch dieselbe nur noch tiefer in die brennende Körnerflut. Der Reiter darf nicht vom Tiere steigen, weil er sonst versinkt; er kämpft mit den Krallen des Sandes, die ihn immer enger, immer fester umschließen; das Dromedar arbeitet sich immer tiefer hinab; es verschwindet endlich ganz; das Bahr-el-Ghud, das Dünenmeer, reicht immer höher an dem Reiter hinauf; es faßt ihn bei den Beinen, bei den Hüften, an den Schultern; schon kann er sich nicht mehr regen; er wendet das Haupt nach der heiligen Kaaba - »Allah kehrim, wie Gott will, Allah ist gnädig!« flüstern seine bleichen vertrockneten Lippen, die nun der Sand verschließt. Die Düne schnürt ihm die Brust zusammen, die Lider schließen sich; der Engel des Todes rauscht vorüber, und hoch oben in der Luft schwebt der Bartgeier. Er hat den letzten Kampf des Wanderers beobachtet, aber in einer langsamen, weit sich aufwickelnden Spirallinie läßt er sich von seinen gewaltigen Schwingen in die Ferne tragen; er weiß, daß die Düne ihre Opfer vollständig verschlingt und ihm nicht den mindesten Anteil an ihrem Raube gönnt. (Karl May: Die Gum)
Vor mir sah ich die Ränder einer fast zirkelrunden, riesigen Felsenschüssel, deren Durchmesser ungefähr zwei Kilometer betrug; ihre Tiefe war natürlich unbekannt, mußte aber sehr bedeutend sein, denn die Steinränder fielen fast genau senkrecht ab. Welche Flüssigkeit diese Schüssel enthielt, war jetzt nicht zu sagen; ihr Inhalt schien aus einem nassen, außerordentlich feinen und leichten Sand zu bestehen, der keine Last zu tragen vermochte, wenigstens nicht den Fuß eines Menschen oder eines Tieres. Man denke sich, daß dieses Riesengefäß erst nur Wasser oder sonst eine Flüssigkeit enthalten hatte. Dann war der Sand von den Wüstenstürmen herbeigetrieben worden. Der schwere, also untere Teil einer solchen Sandsturmmauer, wie die heutige, war von den hohen Felsenrändern abgehalten worden; der hoch oben in den Lüften fliegende, leichte, feine, fast unwägbare Staub aber war über sie hereingedrungen und auf die Flüssigkeit niedergesunken, ohne unterzugehen, weil er nicht schwerer war als sie. So dachte ich mir das Entstehen dieses Sandsees, und ich glaube nicht, daß ich mich dabei irrte. [...] Hierauf wurden mehrere Seile zusammengebunden, mit einem Stein an dem einen Ende. Ich ließ den Stein hinab; die Seile hatten eine Länge von wenigstens zwanzig Metern; sie liefen ab, ohne daß der Stein Grund fand; der Sandsee war also gleich an seinem Rande so tief, daß wir diese Tiefe nicht messen konnten; es wurde mir nun doch ein wenig unheimlich zu Mute, denn von Schwimmen konnte keine Rede sein. Wenn das Floß sich nicht bewährte und ich in den Sandbrei geriet, war ich verloren, weil eben die Konsistenz dieses Breies mit die Bewegungen des Schwimmens nicht erlaubte. (Karl May: Er Raml el Helahk)

Dieser von May "Er Raml el Helahk" (= Sand des Verderbens) genannte Sandsee wird zur Falle für einen jungen Targi, der vom Ich-Erzähler im letzten Moment gerettet werden kann.

Literatur[Bearbeiten]