Rosenlied (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Rosenlied, auch Das Hohe Haus oder (nach der ersten Zeile) Ich komm zu dir im Sonnenstrahl genannt, ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

Ich komm zu dir im Sonnenstrahl
  Und laß mir deine Rosen blühen.
In tiefer Andacht liegt das Thal
  Vom Morgen- bis zum Abendglühen.
Ich sehe aus der stillen Flut
  Die Berge Gottes aufwärts steigen,
Und wo sein Haus auf Säulen ruht,
  Soll heut sich mir der Himmel zeigen.
"Ich komm zu dir im Sonnenstrahl,"
  So spricht der Herr und steigt hernieder.
Die Glocken klingen übers Thal,
  Und von den Bergen tönt es wieder.
Brich auf, mein Herz, der Rose gleich,
  In der sich alle Düfte regen.
Es naht sich dir das Himmelreich;
  Brich auf, und dufte ihm entgegen![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Gedicht findet sich in der Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen III, die zu Karl Mays Spätwerk gehört und im Herbst 1902 erschien. Das Poem ist in die Handlung wie folgt eingebunden:

Es kam jetzt eine Anzahl Dschamikun mit Frauen und Mädchen herein. Sie stellten sich in der Mitte auf, um zu singen, ohne Leitung; der Chodj-y-Dschuna war nicht bei ihnen. Was ich hörte, war ein dreistimmiges Lied. Der Text lautete:
Ich komm zu dir im Sonnenstrahl [...]
Ueber diesen Text ist nichts zu sagen, kein Wort. Er spricht ja selbst! Wovon? Von einer Begegnung im Beit-y-Chodeh. Nun verstand ich die Worte, welche der Ustad sagte, als er mir die Rose gab. Aber die Tonweise! War das Gesang, oder war es Sprache? Gesangssprache oder Sprachgesang? Ich meine keineswegs Recitativ. Mit diesem hatte es nicht die entfernteste Aehnlichkeit. Unser Gesang ist Kunst; dieser war Natur. Aus unserer Harmonisierung ist jeder einzelne Akkord zu lösen; hier war das eine Unmöglichkeit. Bei uns pflegt man im Liedgesange die Melodie einer einzelnen Stimme, den andern die Begleitung zu geben; hier war alles Melodie, jede Stimme, und doch wurde jede eine von den andern harmonisch unterstützt. Das war schwer, sehr schwer und klang aber doch so außerordentlich natürlich, so ungewollt, so ganz von selbst. Es gab keine Absicht, irgend einen bestimmten Akkord zu bilden, eine Septe in die Sexte herabzuleiten. Alles, was ich über Komposition wußte, war hier gleich Null!
Und aber doch diese Wirkung! Von mir und den Dschamikun selbst will ich in dieser Beziehung nicht sprechen; aber das Lied hatte sämtliche Perser vom Waldesrande herabgelockt. Sie hatten ihre Pferde oben gelassen und sich hinten bei den Säulen hingesetzt. Es war ihnen und ihrem Verhalten anzusehen, welchen Eindruck das Lied auf sie gemacht hatte. Indem sie miteinander sprachen, drückten ihre Mienen und Blicke sehr deutlich den Wunsch aus, daß man doch weitersingen möge.[2]

Fremdvertonungen[Bearbeiten]

Am 24. Februar 1912 sandte Alfred E. Broßmer zwei Kompositionen an Karl May, Melodien, die er zu Mays Gedichten Segen und Das Hohe Haus (dieses sogar in zwei Fassungen) geschaffen hatte.[3]

Eine weitere Vertonung des Gedichts stammt von E. Kauffmann-Jepez und ist auf den 23. Januar 1938 datiert.[4]

Außerdem erwarb der Karl-May-Verlag am 22. Juli 1942 von Johannes Lindner

die Vertonung "Das Hohe Haus" nach Karl May mit allen Rechten für RM 50,– (Quittung vom 12. 4. [19]42).[5]

Weiterhin gibt es eine Vertonung dieses Gedichts von Elfriede-Mechthildis von Foris.[6]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen III sind in der Bücherdatenbank zu finden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen III. In: Karl Mays Werke, S. 65530 f. (vgl. KMW-V.3, S. 538 f.).
  2. Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen III. In: Karl Mays Werke, S. 65530–65532. (vgl. KMW-V.3, S. 538–540).
  3. Kühne: Lieder und Vermischtes, S. 336 f. Faksimile der Kompositionen auf S. 339–341 und 342 f.
  4. Kühne: Lieder und Vermischtes, S. 344. Faksimile der Komposition auf S. 345 f.
  5. Kühne: Lieder und Vermischtes, S. 344. Faksimile der Komposition auf S. 347 f.
  6. Bert Kiefer: Die zweite Aufführung in Offenbach-Bieber am 8.6.96 in der Luther-Kirche. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 109/1996, S. 63. (Onlinefassung)

Literatur[Bearbeiten]