Rose, ach, wie schön bist Du! (Gedicht)

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Rose, ach, wie schön bist Du! ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

in Das Buch der Liebe.[Bearbeiten]

"Ist die Welt zur Ruh' gegangen,
  Steigt der Liebe Stern zur Höh',
Blickt mit sehnendem Verlangen
  Nieder auf die Blumenfee.
Doch, berührt von seinem Scheine,
  Schließest Du die Krone zu.
Schlafe wohl, Du spröde Kleine;
  Rose, ach, wie schön bist Du!"[1]

in Der verlorne Sohn.[Bearbeiten]

"Still und einsam blühst Du Rose;
  Ach, Dein Duft ist nur für mich
Und die Pracht der zarten Farben.
  Rose, Dich nur liebe ich!
Herrlich prangt des Thaues Perle
  Auf dem Blatt im Sonnenschein:
Einer Venus Strahlenauge.
  Holde Rose, wärst Du mein!
Ziehe nicht des Kelches Falten
  In Verschämung spröde zu!
Willst Du Dich nicht mir ergeben?
  Rose, ach, wie schön bist Du!"[2]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Gedicht stammt vermutlich von Karl May. In seinem Frühwerk Das Buch der Liebe (1876) zitierte er neben zahlreichen fremden Gedichten auf viele eigene. So auch die oben angegebene Strophe, und zwar nach folgender Einleitung:

Aber das schönste Glück des Lebens muß erkauft, verdient, errungen und erkämpft werden, und nicht jedem Wunsche lacht eine sofortige Erfüllung: [...][3]

In seinem Kolportageroman Der verlorne Sohn (18841886) ist die zweite angegebene Strophe ein Werk Judith Levis, die im Gespräch mit Robert Bertram ihr bestes Gedicht vorliest:

[Robert Bertram:] "Dachte es mir. Ich glaube nicht an weibliche Schriftstellerinnen und noch weniger an weibliche Dichterinnen oder gar Lyrikerinnen."
"Soll ich Ihnen etwa eine Probe zeigen?"
"Sehr verbunden! Danke aber!"
"Was? Sie wollen nicht?"
"Nein."
"Welch eine Unhöflichkeit!"
"Es ist eine ebenso große Unhöflichkeit, mir ein 'Lyrisches' zeigen zu wollen. Wir sind also quitt. Um Ihnen aber zu zeigen, daß ich eine Ausnahme machen kann, ersuche ich Sie um eins, aber um ein einziges!"
"Gut! Ich werde Sie bestrafen!"
"Womit?"
"Damit, daß ich Ihnen mein bestes Gedicht vorlese und Sie zwinge, zu sagen, daß es gut ist."
"Schön! Ich gestatte Ihnen das!"
Sie nahm von einem Nipptischchen ein kleines Album herüber, schlug dasselbe auf und las:
  "Still und einsam blühst Du Rose; [...]
Sie schlug das Album zu, blickte ihn erwartungsvoll an und fragte:
"Nun? Wie gefällt es Ihnen?"
Er zuckte leise mit den Achseln auf und nieder, nickte ihr vertraulich zu und antwortete:
"Nicht übel!"
"Nicht übel!" rief sie entsetzt. "Giebt es kein anderes Urtheil?"
"O doch! Es giebt zwei Urtheile. Das eine lautet: Nicht übel. Das andere jedoch heißt: Abscheulich!"
Da nahmen ihre Züge plötzlich einen finsteren, zornigen Ausdruck an.
"Erklären Sie sich näher!" sagte sie in befehlendem Tone.
"Schön! Als Wespe im Kasten ist das Ding nicht übel. Aber als Wespe für Andere ist es abscheulich. Als Stylübung einer jungen Dame ist es psychologisch sogar interessant; aber als Gedicht, welches veröffentlicht werden soll, ist es geradezu unmöglich!"
Sie war bleich geworden. Sein Verhalten war nicht nur grob, sondern sogar beleidigend. Er sah das, legte ihr begütigend die Hand auf den Arm und sagte:
"Verzeihung! Es thut weh! Nicht wahr?"
"Allerdings!"
"Aber ich meine es gut. Sie verrathen in diesen Strophen Ihr ganzes Herz, Ihre Gedanken, all Ihr Sehnen. Sie denken sich einen Jüngling, der vor Ihnen steht. Was soll er bei Ihrem Anblicke empfinden? Dich nur liebe ich! Wie schön bist Du! Wärst Du mein! Ergieb Dich mir! Ist ein solcher Verrath nicht abscheulich?"[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der genannten Werke Karl Mays sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Das Buch der Liebe. In: Karl Mays Werke, S. 526 (vgl. KMW-I.1.A-32, S. 44).
  2. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 19888 (vgl. KMW-II.14, S. 342).
  3. Karl May: Das Buch der Liebe. In: Karl Mays Werke, S. 525 f. (vgl. KMW-I.1.A-32, S. 44).
  4. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 19887–19889 (vgl. KMW-II.14, S. 341–343).

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]