Reinhold Wünsche

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Reinhold Wünsche war ein Kaufmann in Neustadt/Orla und ein Leser, der mit Karl May in Kontakt getreten war.

Wünsche hatte das Ziel, Handels- oder Sprachlehrer zu werden. 1908 wohnte er in Zittau.

Reinhold Wünsche und Karl May[Bearbeiten]

Am 7. Dezember 1908 gründete Reinhold Wünsche die Vereinigung für Ideale Bildung, Ortsgruppe Zittau, die sich besonders auf Karl May beruft.[1]

Das früheste erhaltene Schreiben Wünsches an Karl May datiert auf den 25. Februar 1910. Darin dankte er May für die Adressen Lu Fritschs, Clara Vogels und Marie Hannes'. Mit letzterer stünde er seither in brieflichen Gedankenaustausch. Weiterhin kündigte er seinen Besuch in Radebeul für Mitte Mai an.[2]

Dieser Besuch fand dann am Pfingstmontag, 16. Mai, bei Karl May und seiner Frau Klara in der Villa "Shatterhand" statt. Reinhold Wünsche wurde dabei von Marie Hannes und weiteren, namentlich nicht bekannten, May-Freunden begleitet.[3]

Am folgenden Tag unternahmen Fräulein Hannes und Herr Wünsche einen gemeinsamen Ausflug zur Bastei und fuhren per Schiff auf der Elbe zurück nach Dresden.[4] Von diesem Abstecher sandten beide eine Reihe von Postkarten an das Ehepaar May. Die mit No. 5 versehene ist von Reinhold Wünsche verfasst:

Endlich sind wir auf der Bastei angelangt, mit einem schweren Kopf. Das gestern Gehörte war zu viel um sogleich einzugehen. Ich selber werde damit auf Jahre reichen.[5]

Marie Hannes schrieb (vermutlich am 29. Mai 1910) Näheres über Reinhold Wünsche in einem Brief an Klara May, in dem sie auch einen Bund, vermutlich die oben genannte Vereinigung erwähnt:

Ich kannte ihn ja auch nur nach seinen Briefen, die von einem sehr ernsten Leben zeugen. Er ist, glaube ich, unehelich geboren u[nd] hat auch sonst viel Unglück gehabt. Ein gedrückter, krampfhaft verschlossener Mensch! [...] von Euch natürlich einen gewaltigen Eindruck gehabt – ein sehr feines Empfinden trotz der Fingernägel! [...] Als wir am Abend heimkamen – sagte W[ünsche] dann noch ganz kleinlaut "adieu und nehmen Sie nichts übel" – – – Das tat ich natürlich auch nicht.[6]

In einem weiteren Brief Wünsches vom 25. August an May heißt es über den Aufenthalt in Radebeul:

Ein Tag wird mir immer in Erinnerung bleiben und durch das Leben hindurch leuchten – [...] das ist der Pfingstmontag 1910, an welchem es mir vergönnt gewesen ist 10 Stunden in Ihrer Nähe zu weilen.[7] [...] Wir sind ja alle Ihre Diener & Freunde, Diener der Menschheitsfrage.[8]

Am 4. Oktober sandte Reinhold Wünsche Karl May den Satzungs-Entwurf für die Vereinigung, in der sich mehrere Ihrer Leser [...] zu einem Bunde vereinigt haben. May wurde in dem Brief um Durchsicht des Entwurfs sowie um Adressen von Lesern gebeten.[9]

Die Vereinigung für Ideale Bildung wurde von Marie Hannes wiederum in einem Brief an Klara May vom 11. Oktober genannt:

Die Vereinsgründung vom kleinen Wünsche hat mir imponiert – dieser kleine, blasse Mensch hat doch einen starken Inhalt – freilich wird aber der Onkel [nämlich Karl May] da "der Meister" sein müssen, wenn die Sache überhaupt lebensfähig ist.[10]

Am 27. November 1910 weilte Reinhold Wünsche einen Tag lang bei Marie Hannes in Leipzig zu Besuch, jedenfalls versah er eine ihrer Postkarten an das Ehepaar May mit seinen Herzliche[n] Grüße[n].[11] Seinen Besuch erwähnte sie im nächsten Brief (vermutlich vom 28. November) an Klara May:

Der gute kleine Reinh[old] Wünsche kam für den einen Tag von Neustadt herüber – wirklich rührend! Wir waren hier draußen in Oetzsch, haben einen hübschen Winterwaldspaziergang gemacht u[nd] dann in meinem hübschen Zimmerchen zusammengesessen u[nd] an Pfingstmontag gedacht! Ich bin nun auch in den Verein "für ideale Bildung" eingetreten – auch Clara Vogel aus Br[eslau] ist Mitglied. Der junge Wünsche ist wirklich ein ganz tiefer, ernster Mensch und rührend treu und auch tief in C[arl] M[ay]s Wesen und Werk eingedrungen. Ich war erstaunt, wie er diese Vereinssache schon durchgedacht hat.[12]

Leider gibt es keine Hinweise auf weitere Korrespondenz zwischen Reinhold Wünsche, Marie Hannes und Karl May.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 459.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 49.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 151.
  4. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 311, Anm. 550.
  5. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 312.
  6. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 317 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 151.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 279.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 331.
  10. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 334.
  11. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 335.
  12. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 336 f.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.