Otto Victor von Schönberg-Wildauen

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Werke mit
Otto Victor von Schönberg-Wildauen
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Otto-Victor-Fragment
Ziege oder Bock
Auf der See gefangen

Prinz Otto(-)Victor von Schönberg-Wildauen, genannt der alte Knaster, ist ein Reiteroberst a. D.

Beschreibung[Bearbeiten]

Der Prinz ist ein starker und leidenschaftlicher Raucher. Mit seinem Leibdiener Heinrich, den er Heinz ruft, steht er auf vertraulichem Fuß:

So war es schon seit langer, langer Zeit gewesen [...] In Gegenwart Fremder war der Prinz der strenge, kurzangebundene Reiteroberst, der nur zu befehlen hatte und Heinrich der einfache Soldat, welcher es verstand, Ordre zu pariren, obgleich dann zuweilen eine andre Ansicht als diejenige seines Herrn ihm durch alle Glieder zuckte; den Schloßbewohnern gegenüber trat ihr vertrauliches Verhältniß schon mehr zu Tage; sahen sie sich aber ungestört und unter vier Augen, so gab es keine Complimente, sondern die beiden alten Kriegsmänner rauchten einander in die Nasen, daß es eine Art hatte, sprachen mit nie erlöschender Begeisterung von ihrer ruhmreichen Vergangenheit und trafen Anordnungen über ihre gegenwärtigen Verhältnisse, bei denen der einfache aber praktische Heinrich über Manches entschied, worüber sich der Prinz eine sachgemäße Entscheidung nicht zutraute.

Heinrich ist seit dem Franzosenfeldzug "Anno 14" der Diener des Prinzen. Auf Schloss Wildauen lebt der Prinz mit Heinrich und der dicken, hektischen Wirtschafterin, Jungfer Adeline, vom Prinzen wegen ihres ständigen Wehklagens auch "Wimmerliese" genannt, zusammen.

Allgemeines[Bearbeiten]

Es handelt sich hier wohl um die Stammfigur einer geplanten (?) Humoreskenreihe Karl Mays: Die Erzählung Ziege oder Bock trägt den Untertitel Humoristische Episode aus dem Leben des "alten Knasters" von Karl May, und auch folgende Textpassage deutet darauf hin:

Das ist ja unser "alter Knaster." Wenn da der "Confusionsheinrich" noch dazu kommt, und das "Krakehllinchen" oder gar der "Studentenkarl", so giebt es eine jener sonderlichen und possirlichen Geschichten, wie sie zu Dutzenden passirt sind, als der alte gute, grobe und originelle Herr noch lebte!

Bislang sind aber nur die Erzählung Ziege oder Bock und das Otto-Victor-Fragment aus der Reihe bekannt. Figuren aus der Reihe hat Karl May auch in der Eingangsszene des frühen Romans Auf der See gefangen eingesetzt, dieser gehört jedoch nicht in die Reihe der Humoresken.

im Otto-Victor-Fragment[Bearbeiten]

Das Fragment besteht nur aus der Eingangsszene. Der Prinz hat Geburtstag.

in Ziege oder Bock[Bearbeiten]

Der Prinz war ein alter, eigensinniger, kurz angebundener, dabei aber gemüthvoller Patron, voll der sonderbarsten Schrullen und Eigenheiten, welche, ebenso wie bei Heinrich, das einsame Junggesellenleben in ihm ausgebildet hatte. Insbesondere aber trug er einen Weiberhaß in sich, der sich gegen alle Sorten von Frauenzimmern richtete, die Fürstin ebenso wenig wie die Stallmagd verschonte und einen ganz besonders nahe liegenden Gegenstand in Jungfer Adelinchen, der Wirthschafterin fand.

Der Prinz besitzt Million über Million und befindet sich nur in dem schlechtesten Zimmer des Schlosses wohl [...] doch ist es nicht Neid, nicht Habsucht oder Geiz, sondern die Gleichgültigkeit gegen das Flitterwerk des künstlich hinaufgeschraubten Lebens.

Dem Studentenkarl ermöglicht der Prinz ein Studium: Karl war schon als Knabe ein ungewöhnlich offener Kopf gewesen und hatte das Glück gehabt, die Aufmerksamkeit des "alten Knasters" auf sich zu ziehen. Dieser nahm sich nach einer strengen Prüfung seiner an, sorgte für den nöthigen Unterricht, ließ ihn das Gymnasium besuchen und schickte ihn schließlich zur Universität, wobei er ihm die kurze Weisung ertheilte, alles Mögliche, aber nur keine Advokatenkniffe zu studiren. Der junge Mann belohnte die ihm gewordenen Wohlthaten mit dem regsten Fleiße, war stets nur mit den besten Zeugnissen nach Hause gekommen und versprach, einst seinem Gönner alle Ehre zu machen. Wenn es sich dieser auch nicht unnöthiger Weise merken ließ, so hatte er ihn doch fast mit Vaterliebe in sein altes, einsames Herz geschlossen und sorgte für ihn selbst da, wo Niemand Etwas bemerkte. Da er selbst ein abgesagter Feind aller Kopfhängerei war, so sah er mit allerdings stets verborgen gehaltenem Vergnügen, daß sein Schützling sich vor vielen Andern durch Geistesgewandtheit und einen fröhlichen Muth auszeichnete, mit deren Hilfe er den schweren Anforderungen des späteren Lebens sich gewachsen zeigen konnte und die ihm während seiner Schülerjahre manchen lustigen Streich dictirten, der, ohne Jemand in wirklichen Schaden zu bringen, die Lacher für sich hatte und sogar den "alten Knaster" bewog, sich knurrend, brummend und schmunzelnd mit den Händen in den Bart zu fahren.

Als durch die Unachtsamkeit Adelines die wertvolle Angoraziege des Prinzen, deren Milch die einzige ist, die er in seinem Morgenkaffee duldet, verendet, bestimmt er, dass Adeline eine neue Ziege persönlich im Nachbarort abholen muss. Er provoziert den Studentenkarl zu einer Wette: dass es diesem nicht gelingt, ihm einen Streich zu spielen.

Dieser benutzt die Ziegenangelegenheit, die Wette zu gewinnen: Er vertauscht mehrfach die neue Ziege mit einem Bock, so daß der Prinz sich schließlich selbst mit der Sache befasst und ebenfalls durch die Vertauschung gefoppt wird.

in Auf der See gefangen[Bearbeiten]

Der Prinz Otto Victor ist in diesem Roman keine humoristische Figur. Er ist der Vater von Max von Schönberg-Wildauen und der Vormund Wanda von Tzernowskas sowie der Dienstherr von Heinrich Polter und Adeline.

Er wäre als Ältester seines Geschlechts eigentlich regierender Fürst geworden, hatte aber aus Liebe zu einem nicht gleichblütigen Mädchen einst freiwillig verzichtet. Er ist sehr reich.

Da er leidenschaftlicher Pfeifenraucher ist, trägt er den Spitznamen "alter Knaster"; er ist leicht aufbrausend, kann aber auch – allerdings nur höchst selten sehr weich gestimmt sein.

Er leidet unter der Verurteilung seines Sohnes und ist gegen die Familie von Treskow ablehnend eingestellt, da er glaubt, Adele von Treskow habe zum Unglück seines Sohnes beigetragen. Nachdem durch die Ermittlungen Richard von Treskows die Unschuld seines Sohnes bewiesen wurde, stimmt er den Verbindungen Max/Adele und Wanda/Richard zu.

Die in Deutschland spielenden Teile des Romans nahm May nicht mit in Old Surehand II auf, somit kommt auch Otto Victor darin nicht vor.

Sonstiges[Bearbeiten]

Historisches Vorbild für diese Figur war der Fürst Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg (1785-1859).

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.