Otto Hartmann

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Otto Hartmann, Pseudonym Otto von Tegernsee (* 8. September 1876 in Tegernsee; † 22. April 1930), war Schriftsteller, Buchhändler und kaufmännischer Angestellter.

Leben[Bearbeiten]

Hartmann war römisch-katholischer Christ. Er besuchte die Handelsschule in München und arbeitete danach bei verschiedenen Verlagen in Würzburg, Kempten, Stuttgart, Passau und München. Otto Hartmann war Prokurist der Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg. Politisch engagierte er sich nach dem Ersten Weltkrieg für die Wiedererrichtung des Königreichs Bayern.

Otto Hartmann und Karl May[Bearbeiten]

Vorbereitungen zu Schamah[Bearbeiten]

Am 1. November 1906 bat Otto Hartmann Karl May erstmals um Manuskripte für die Regensburger Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz:

Es sollen anziehende Geschichten sein, über die die jugendlichen Kreise mit besonderer Vorliebe herfallen. Auch die in unserem Verlage erscheinende so sehr beliebte Jugendzeitschrift "Efeuranken" halten wir zur gütigen Mitarbeit bestens empfohlen.[1]

Erst am 21. März 1907 antwortete May auf dieses Schreiben und versprach Hartmann, eine neue Reiseerzählung Schamah für die Efeuranken zu verfassen, ohne Honorar dafür zu verlangen. Diesem Brief legte der Schriftsteller vier Fotos von seiner Orientreise bei, die zur Illustration bestimmt sind.[2]

Wohl während der Entstehung dieser Erzählung bat Karl May am 23. April den Prokuristen brieflich, unbedingt das Bild Der Eingang zum Grabe des Lazarus in Bethanien bei Jerusalem (fotografiert von Klara Plöhn) als Illustration zu verwenden und dafür lieber ein anderes wegzulassen.[3]

Am 14. Mai sendet May das komplette Manuskript Schamah an Otto Hartmann und drückt darin seine Achtung gegenüber Hartmann aus:

Sie erhalten dieses Manuscript d. h. das Recht des ersten Abdruckes desselben, gratis, ein Umstand, der die Absicht hat, Ihnen persönlich, Ihrem Verleger und ebenso auch Ihrem Herrn Redakteur meine ganz besondere Hochachtung darzulegen.[4]

Schamah und Reiseerzählungen von Karl May[Bearbeiten]

Im Auftrag Hartmanns informierte die Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz am 1. August Karl May, dass Schamah im ersten Heft des neuen Jahrgangs der Efeuranken beginnt, das im September erscheint. Außerdem soll May je 50 Belegexemplare der betreffenden Nummern sofort nach Druckbeendigung erhalten.[5]

Am 24. August sandte May an Otto Hartmann seine Entgegnung auf die neuesten Angriffe des Herrn Cardauns. Vermutlich handelt es sich dabei um eines der beiden Flugblätter Aus dem Lager der May-Gemeinde oder Die "Rettung" des Herrn Cardauns, die beide am 19. August verfasst und gedruckt wurden. Über Hartmanns Reaktion darauf ist nichts bekannt.[6]

Seine Reise nach München mit Zwischenstation in Regensburg kündigte Karl May am 5. September in einem Brief an Otto Hartmann an und lud ihn zu einem Abendessen in einem Regensburger Hotel seiner Wahl ein. Schon einen Tag später nahm Hartmann diese Einladung an und schlug in seinem Antwortbrief zwei Lokalitäten vor. May entschied sich für das Hotel National und gab Hartmann am 8. September das sowie den verschobenen Reisetermin bekannt.[7]

Am Dienstag, 10. September, kam es dann im Regensburger Hotel National zu dem vereinbarten Abendessen von Otto Hartmann, Karl und Klara May. Jahre später äußerte sich Hartmann darüber:

Der Empfang am Bahnhof war ungemein herzlich und die genußreichen Stunden, die wir gemeinsam [...] verbrachten, bleiben mir unvergeßlich. Zur steten Erinnerung habe ich heute noch die hübsche, bauchige Steinweinflasche des damals mit Hochgenuß vertilgten Boxbeutelstoffes älteren Jahrgangs [...][8]

Der nächste Brief Otto Hartmanns an Karl May ist auf den 28. September datiert. Der Prokurist äußerte darin seinen Dank für den eben beschriebenen Abend und informierte darüber, dass das erste Heft des neuen Efeuranken-Jahrgangs im Laufe der kommenden Woche fertig gestellt wird. Tatsächlich erschien dieses Heft am 1. Oktober.[9] Am 4. Oktober sandte die Verlagsanstalt G. J. Manz die 50 versprochenen Exemplare mit einem Dankesschreiben an May. Hartmann selbst legte noch einen Begleitbrief bei:

Schon in den nächsten Tagen wird an eine grössere Anzahl von Zeitungen Rezensionsexemplare hinausgehen und hoffe ich zuversichtlich, dass diese Publikation wesentlich dazu beitragen möge, Ihren hochgeschätzten Namen wieder in allen Kreisen den alten Ruf zu geben.[10]

Am 11. Oktober gab Otto Hartmann als Antwort auf eine (nicht überlieferte) Postkarte Klara Mays hin Auskunft über die Verbreitung verschiedener Reklameschriften für Karl May[11]

Zu Karl Mays (vorerst) gewonnenen Prozess gegen Pauline Münchmeyer gratulierte Hartmann am 15. Oktober.[12]

Zwei Tage darauf bat der Prokurist um weitere Fotografien, da Karl Mays Erzählung voraussichtlich durch 7–8 Hefte der "Efeuranken" gehen wird. Ob May dieser Bitte nachkam, ist ungewiss.[13]

Bald darauf schickte Karl May durch seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld ein Freiexemplar der illustrierten Ausgabe an Otto Hartmann, der sich am 25. Oktober dafür bedankte und sich bereit erklärte, gelegentlich eine längere Abhandlung zu schreiben.[14]

Am 11. November wurden May die Belegexemplare des zweiten Hefts der Efeuranken zugesandt. In Hartmanns Begleitschreiben dazu heißt es:

Weiterhin erlaubte ich mir 100 Postkarten mit Ihrem Bilde anfertigen zu lassen und bitte Sie, diese als ganz bescheidenes Aequivalent für Ihr grossmütiges Entgegenkommen entgegenzunehmen.

Außerdem wiederholte er sein Anerbieten, einen umfangreichen Text über Karl May und seine Werke zu verfassen.[15]

Für die beiden ersten Bände der illustrierten Ausgabe dankte Otto Hartmann Karl May am 21. Dezember und fügte hinzu:

Ich werde, sobald es mir möglich ist, eine Besprechung abfassen und diese in unserem in 20 000 Exemplaren erscheinenden Korrespondenz- und Offertenblatt für die gesamte kath[olische] Geistlichkeit veröffentlichen.[16]

Bereits drei Tage später war die Besprechung fertig, die Hartmann sofort an May sandte:

Einige Bürstenabzüge sowie 2 andere Belege lasse ich Ihnen mit gleicher Post zugehen. Auf Details konnte ich mich, um nicht zu lange zu werden, nicht einlassen. [...] Möglichst kurz und vielsagend ist hier die Hauptsache. Lange Rezensionen werden nicht gelesen.[17]

Als Neujahrsgruß schickte Otto Hartmann zu Silvester eine Porträtkarte an Karl May, die den Absender als Bergsteiger zeigt.[18]

In der Ausgabe vom Februar 1908 erschien im Korrespondenz- und Offertenblatt für die gesamte katholische Geistlichkeit unter dem Pseudonym "Otto von Tegernsee" Hartmanns Rezension Reiseerzählungen von Karl May.[19]

Das nächste bekannte Schreiben Otto Hartmanns ist der auf den 21. Februar 1908 datierte Begleitbrief zu Mays Freiexemplaren (Nummer 5 der Efeuranken), in dem der Prokurist darauf hin wies,

dass im nächsten Heft der Schluss der so beifällig aufgenommenen Reiseschilderung erscheinen wird.[20]

Die 50 Exemplare des sechsten Hefts der Jugendzeitschrift wurden May wiederum mit einem Brief Hartmanns am 16. März zugeschickt. Darin schrieb er einige Worte zur Karl-May-Hetze, die doch ziemlich viele Vorurteile geschaffen hatte.[21] Das Manuskript sandte Otto Hartmann am 8. April wieder an Karl May zurück.[22]

über Winnetou IV[Bearbeiten]

Aus Niagara Falls, wo sich Karl und Klara May während ihrer Amerikareise aufhielten, schrieben sie am 1. Oktober 1908 u. a. auch an Otto Hartmann eine Postkarte.[23]

Nach Rückkehr der Mays bedankte sich Hartmann am 7. Dezember für die Post aus Amerika und schickte ihnen seine unter Pseudonym veröffentlichte Besprechung Reise-Erzählungen von Karl May, in der er schon den geplanten Band Winnetou IV erwähnt hatte.[24]

Offenbar hatte er sich näher nach diesem Buch bei May erkundigt, worauf Klara May am 12. Dezember antwortete, dass es noch nicht fertig ist.[25]

Auf den 15. September 1909 datiert ein Brief Karl Mays an Otto Hartmann. May bedankte sich in dem Brief für eine Besprechung und die Zusendung derselben und bittet um eine oder einige Nummern Ihres Korrespondenz- und Offertenblattes.[26]

Den letzten bekannten Kontakt Otto Hartmanns zu Karl May stellt ein Brief Hartmanns vom 20. April 1910 dar. Darin informiert er May darüber, dass die Efeuranken nicht mehr in der Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, sondern im Volksvereinsverlag Münch. Gladbach erscheinen.[27]

Im Karl-May-Jahrbuch 1923 veröffentlichte Otto Hartmann unter der Überschrift Im Banne Karl Mays Erinnerungen an seine Begegnungen mit May.

Werke[Bearbeiten]

  • In und um Salzburg. 1908.
  • Vom Brenner ins Zillertal. 1909.
  • Friedensfreudenquelle. 1920.
  • Im Zauber des Hochgebirges. Alpine Stimmungsbilder. Bergländischer Familienschatz. o. J.
  • Die Entwicklung der Literatur und der Buchhandel. o. J.
  • Waldeszauber. Bergländische Stimmungsbilder aus dem Waldgebirg. 1924.

zu Karl May[Bearbeiten]

  • "Otto von Tegernsee": Reise-Erzählungen von Karl May. In: Korrespondenz- und Offertenblatt für die gesamte katholische Geistlichkeit. 1908.
  • Im Banne Karl Mays. Ein Stimmungsbild aus meinem Verkehr mit dem Vielgelesenen. In: Karl-May-Jahrbuch 1923, S. 259–271. (Onlinefassung)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 96.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 177 f.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 194 f.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 197 f.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 224 f.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 254.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 268-270.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 272 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 284.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 286 f.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 293.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 296.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 297.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 301.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 317.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 335.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 337.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 339.
  19. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 347.
  20. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 354.
  21. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 365.
  22. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 377.
  23. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 438.
  24. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 459.
  25. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 462.
  26. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 561.
  27. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 106.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.