Max Ludwig

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Louis Max Ludwig (* 4. Oktober 1856 in Dresden; † 30. April 1923 ebd.) war ein Posamentenfabrikant in Dresden und ein enger Freund der Familie Münchmeyer. Bei zahlreichen Prozessen Karl Mays trat Ludwig als Zeuge auf.

Leben[Bearbeiten]

Ludwig arbeitete zeitweilig im Verlag H. G. Münchmeyer. Als selbständiger Posamentenfabrikant war er später Königlich Sächsischer Hoflieferant. Er war seit 1886 verheiratet mit Auguste Elisabeth Nestler. Sie hatten mehrere Kinder.

Max Ludwig war der Lebensgefährte von Anna Marie Jäger (* 1860; † 1908), der seit 1900 verwitweten Tochter Heinrich Gotthold und Pauline Münchmeyers. Angeblich war Ludwig der Vater ihres Kindes Heinrich Rudolf Jäger (* 1898; † ?).

Max Ludwig und Karl May[Bearbeiten]

Im Tagebuch von Karl Mays zweiter Frau Klara ist unter dem 16. Februar 1903 ein Abendessen der Ehepaare May und Fischer erwähnt, dass aus Anlass eines Vergleichs zwischen Karl May und Adalbert Fischer stattfand. Nach Klara Mays Aufzeichnungen äußerte dabei der Verleger Fischer:

Der Hoflieferant Ludwig, der überall als Zeuge funktioniert, gleichviel, ob er dabei war oder nicht, soll nicht nur zur alten Münchmeyer, sondern auch zur Frau Jäger, ihrer ältesten Tochter, Beziehungen haben. Das eine Kind dieser Jäger ist von Ludwig. Das Dienstmädchen, eine jetzige Frau Peters, wisse es auch ganz genau. Ludwig hat seinen Freund Jäger mit Gewalt entfernt von seiner Frau, ist dann aber sofort in dessen Rechte getreten u. s. w. ekelhafter Schmutz.[1]

In einem Brief an Rudolf Beissel vom 4. Oktober 1916 schrieb Klara May über ihren Besuch am 11. April 1904 bei Karl Schiller, dem Ehemann von Frau Jägers Schwester Ida Pauline:

Ich ging zum Schwiegersohn der Münchmeyer und bat ihn um Vermittelung, Frieden, um jeden Preis wollte ich. Gerlach und der "Schwöronkel" [nämlich Max Ludwig] hintertrieben alles.[2]

Im Prozess Karl May ./. Pauline Münchmeyer nannte die Beklagte im Jahre 1905 Max Ludwig als einen der Leumundszeugen für ihre eigene Ehrenhaftigkeit und Wahrheitsliebe.[3]

Am 15. April 1907 erstattete Pauline Münchmeyers Anwalt Oskar Gerlach bei der Dresdner Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Meineids gegen Karl May, Max Dittrich, Emma Pollmer, Johanna Spindler und Rosalie Freitag. Am gleichen Tage zeigte Max Ludwig Karl Mays Rechtsanwalt Rudolf Bernstein wegen Anstiftung zum Meineide an.[4] Ludwig wurde in diesem Zusammenhang am 1. Juli in der Meineids-Voruntersuchung in Dresden vernommen.[5] Erst am 26. Januar 1909 wurden die diesbezüglichen Ermittlungen aus Mangel an Beweisen eingestellt.[6]

Am Heiligabend 1909 wurde Max Ludwig vom May-Gegner Rudolf Lebius als Zeuge in der Privatklagesache Max Dittrich ./. Rudolf Lebius benannt.[7]

Bei einer Verhandlung der Schadensersatzklage Karl Mays gegen Pauline Münchmeyer vor der 6. Zivilkammer des Dresdner Landgerichts am 18. Januar 1910 legte Ludwig eine Rechnung vor, nach der Kolportageromane bis zu einer Auflage von 20.000 Exemplaren ein Verlustgeschäft gewesen seien. Mays Anwalt Franz Netcke brachte Sachverständigenurteile vor, die dies widerlegten.[8]

In einem vermutlich von Oskar Gerlach initiierten Schriftsatz Siegfried Adlers, des Anwalts von Expeditus Schmidt, wurde am 26. Juli 1910 Max Ludwig als einer der Zeugen dafür benannt, dass Karl May selbst der Verfasser der unsauberen Stellen seiner Münchmeyer-Romane sei.[9] Er sollte am 21. September vor dem Dresdner Landgericht darüber vernommen werden.[10]

Am 17. September wohnten Karl May, Pauline Münchmeyer und Max Ludwig der Zeugenvernehmung von Alma Schmidt vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte bei.[11] In einem Brief Mays an seinen Anwalt Netcke vom nächsten Tag heißt es:

Bei der gestrigen Vernehmung der Zeugin Schmidt in Berlin war Frau Münchmeyer mit ihrem "Schwöronkel" zugegen. Die Zeugin sagte aus, daß sie gar nichts wisse.[12]

Ludwig selbst wurde wie geplant am 21. September vom Landgerichtsrat Dr. Rudolf Feigenspan vernommen, über seine Aussage ist nichts bekannt.[13]

Auch im Zusammenhang mit der Beleidigungsklage Karl Mays gegen Rudolf Lebius wurde Ludwig vernommen, und zwar am 23. März 1911 vor dem Amtsgericht Dresden; auch in diesem Falle ist heute seine Aussage unbekannt.[14]

Max Ludwig stellte am 4. August 1911 als Bevollmächtigter Pauline Münchmeyers beim Oberlandesgericht Dresden einen Antrag auf gerichtliche Entscheidung in der Erörterung ./. den Schriftst[eller] Karl May. Dieser Antrag wurde fünf Tage darauf als unzulässig zurückgewiesen.[15]

Am 23. September 1911 sandte Franz Netcke eine vermutlich am gleichen Tage erhaltene unqualifizierbare Zuschrift Gerlachs an Karl May, in der es heißt:

Sie wollten beim Kläger [nämlich Karl May] befürworten, daß er sich mit 30000 M[ark] begnügt ohne jede Erklärung seitens der Beklagten [nämlich Pauline Münchmeyer]. Ich habe diese neue Basis sofort meiner Partei, insbesondere Herrn Max Ludwig, berichtet, der, wie bekannt, die ausschlaggebende Stimme bei meiner Auftraggeberin hat. er lehnt den Vorschlag ab und macht folgenden Gegenvorschlag: Herr May zieht die auf 300000 M[ark] erhobene Klage zurück und erklärt, auch weitere Ansprüche an die Erben des Herrn Münchmeyer nicht zu haben. Dagegen verpflichtet sich Herr Ludwig im Beisein des Herrn May sämtliches auf May bezügliches Material an Akten, Briefen, Schriftstücken irgend welcher Art, Photografien und dergl[eichen] durch Verbrennen zu beseitigen und auch auf Anfrage dritter Personen nichts davon mündlich zu übermitteln. Er glaubt, daß Herr May alsdann sich leicht wieder rehabilitieren könne, woran ihm doch sicher mehr gelegen ist als an 30000 M[ark].[16]

Bei der Streitverhandlung im Zivilverfahren May ./. Münchmeyer am 12. Oktober 1911 vor dem Landgericht Dresden war der Kläger mit Franz Netcke und die Beklagte in Begleitung Max Ludwigs anwesend. Ein Vergleichsvorschlag des Vorsitzenden wurde von Netcke – mit Rücksicht auf Gerlachs Schreiben – abgelehnt.[17] Dieser Brief wurde dem Landgericht am 18. Oktober durch Netcke überreicht und damit die Ablehnung des Vergleichs begründet:

Es dürfte ohne weiteres verständlich sein, dass nunmehr Karl May von einem Vergleiche mit dieser Partei nichts wissen will, da aus dem Anerbieten Ludwig's doch eine versuchte Nötigung zu erkennen ist.[18]

In der Zeit bis zu Karl Mays Ableben am 30. März 1912 trat Max Ludwig nicht mehr in Erscheinung.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 208.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 327.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 451.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 184 f.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 212.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 493.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 616.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 15.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 226.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 280.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 310.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 311.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 313.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 435.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 482.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 495 f.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 503 f.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 504 f.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.