Lu Fritsch

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Lu Fritsch

Marie Martha Luise "Lu" Fritsch (* 15. Januar 1890 in Stettin; † 22. August 1959 in Lahr/Schwarzwald) war eine Verehrerin des alternden Karl May.

Leben[Bearbeiten]

Ihre Eltern waren Carl Georg Fritsch und Emmeline Fritsch geb. Most. Sie war verlobt mit dem Privatgelehrten Ernst Albert Thiele; die Verlobung wurde später gelöst.

1903 schrieb sie ihren ersten Brief nach Radebeul und besuchte Karl May 1907 erstmals. 1910 recherchierte die "schöne Spionin" im Auftrag von May in der Pension Hoeltzl-Sheridan und verfasste eine Reihe von Artikeln zu seiner Verteidigung, z. B. in Sachen John Ojijatekha Brant-Sero, Rudolf Lebius und Ansgar Pöllmann, die in der Stettiner Gerichts-Zeitung erschienen.

Mit der Figur der "Merhameh" setzte May 1909 ihr ein literarisches Denkmal und widmete ihr die gleichnamige Erzählung. Die junge Frau dürfte selbstbewusster und eigenständiger gewesen sein, als es Karl May, der sich vermutlich ein Bild nach eigenem Gusto zurecht zimmerte, lieb gewesen sein mag.

Sie besuchte May häufig und schloss 1910 auch mit Marie Hannes Freundschaft und wenig später sogar "Blutsbrüderschaft". Im selben Jahr lernte sie auch den May-Forscher Adolf Droop kennen.

Nach Karl Mays Tod heiratete sie am 5. Oktober 1912 Dr. Adolf Droop und leitete mit diesem zwischen 1913 und 1915 die "Karl-May-Vereinigung".

1920 gründete Marie Luise Droop mit ihrem Ehemann, Klara May und weiteren Personen u. a. auch Dr. E. A. Schmid, die Ustad-Film-Gesellschaft und wurde Hauptinitiatorin und Produzentin der drei Karl-May-Stummfilme. Bereits im Sommer 1921 musste die Gesellschaft Konkurs anmelden und wurde aufgelöst. Marie Luise Droop gehörte in den 1920er Jahren neben Thea von Harbou zu den meistbeschäftigten Drehbuchautorinnen in Deutschland. Allerdings fehlte ihr, im Gegensatz zur Harbou, das Gefühl für den jeweiligen Zeitgeschmack und war deshalb weit weniger erfolgreich.

1922 erkrankte Marie Luise Droop an extremer Schwerhörigkeit. Ihre Ehe wurde geschieden.

1930 wurde sie Mitglied der NSDAP und später des NS-Frauenbundes. Dennoch wurde 1938 ihr Antrag um Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer trotz ihrer nationalen Gesinnung abgelehnt, was sie sehr verbitterte. Ab 1942 arbeitete sie als Übersetzerin im Amt Canaris. 1943 wurde sie nach Freiburg evakuiert.

Nach dem Krieg wurde sie Mitarbeiterin der Lahrer Zeitung und lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen.

1959 starb Marie Luise Droop in Lahr an einem Krebsleiden. Durch ihren Tod konnte eine angestrebte Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Verlag nicht mehr realisiert werden.[1]

Die "Lu-Fritsch-Affaire"[Bearbeiten]

Im Sommer 1910 veröffentlichte die Zwanzigjährige unter dem Namen Lu Fritsch in der Stettiner Gerichts-Zeitung eine Artikelreihe, in der sie in dem Streit zwischen Rudolf Lebius und Karl May klar für May Stellung bezog und Lebius in einer Weise beschrieb, die diesen zu einer Privatklage veranlasste. Allerdings richtete sich Lebius' Klage gegen Redakteur Wilhelm Durschnabel, Verleger Hans Friedrich Durschnabel und Drucker Hans Peters der Stettiner Gerichts-Zeitung sowie gegen Karl May, den er als den wahren Verfasser der Texte bezeichnete. Lu Fritsch wurde als Zeugin benannt.

Die Privatklagen gegen Verleger und Drucker wurden zurückgewiesen (da ja der verantwortliche Redakteur bekannt war) und die gegen Karl May, da er für die von Lu Fritsch unterzeichneten Artikel nicht verantwortlich war.

Mitte Dezember wurde die Angelegenheit in Stettin verhandelt. Wilhelm Durschnabel wurde zu einer Geldstrafe von drei (!) Mark verurteilt und somit – wie die Stettiner Gerichtszeitung titelte – moralisch freigesprochen.

Rudolf Lebius ging in Berufung und in dem Berufsverfahren vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Stettin wurde Durschnabel am 29. April 1911 zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt.

Übersetzungen[Bearbeiten]

Lu Fritsch übersetze 1907 "Des Kindes Ruf" ins Englische. Obwohl sie am 6. Juni 1908 an Karl May schreibt, dass der Abdruck von "The Call of the Child" im Novel Magazine zum Druck gelange, gelang der Nachweis einer Publikation jedoch bisher noch nicht.

Schriften[Bearbeiten]

  • Ein Vollblutindianer und seine Kriegspfade (Bericht für Mays Anwalt Siegfried Puppe)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Arno Schmidt: Der Briefwechsel mit Hans Wollschläger, S. 163

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

Weblinks[Bearbeiten]