Karl-May-Festspiele

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Karl-May-Festspiele (oft auch als Karl-May-Spiele oder Winnetou-Spiele bezeichnet) sind eine spezielle Form von Freiluft-Sommertheater-Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum[1], wobei die dabei gezeigten Inszenierungen ausschließlich auf Vorlagen oder Motiven aus Werken von Karl May beruhen. Überwiegend werden hier Stücke auf die Bühne gebracht, in denen Winnetou und meist auch Old Shatterhand eine Rolle spielen, wesentlich seltener wird gelegentlich auch auf andere Vorlagen Karl Mays, wie etwa den Orientzyklus, zurückgegriffen.

Charakteristik[Bearbeiten]

Die Bandbreite der Werktreue reicht bei Karl-May-Spielen von möglichst originalgetreuen Adaptionen von Karl-May-Büchern bis hin zu frei erfundenen Handlungen, in denen lediglich einige handelnde Personen von Karl May entlehnt sind. Seit den 60er-Jahren werden auch gerne Elemente aus Karl-May-Verfilmungen in die Bühnenfassungen eingebaut. Während man in früherer Zeit noch oft auf bereits vorhandene Dramatisierungen zurückgriff, werden heutzutage in den meisten Fällen die Textbücher jedes Jahr speziell für die jeweilige Aufführung neu verfasst.

Die meisten Spielstätten zeigen ausschließlich Karl-May-Stücke, sind also als Karl-May-Festspiele im engeren Sinn zu betrachten. Es gibt aber auch solche, die zusätzlich noch andere Stücke (etwas Musicals) im Programm haben, wie beispielsweise in Rathen, Winzendorf oder bei den Greifensteinen.

Die Bühnen selbst machen sich oft natürliche Gegebenheiten zunutze (etwa Felsenformationen, Steinbrüche, Wälder, Teiche usw.), um damit optisch Landschaften zu evozieren, die an Naturbeschreibungen im Werk Karl Mays erinnern. Die vorhandenen Naturelemente werden dann üblicherweise jedes Jahr neu mit Versatzstücken und Kulissen (wie Indianerlager, Pueblo, Westernstadt etc.) ergänzt, die für die Handlung der jeweiligen Aufführung gebraucht werden.

Manche dieser Naturbühnen werden von den Ensembles nahegelegener professioneller Theater als Sommerspielstätte bespielt (Rathen, Naturtheater Greifensteine). Die meisten Bühnen haben jedoch eigene Ensembles (entweder aus Profis oder aus Amateuren bestehend), die jeden Sommer speziell für die jeweilige Inszenierung zusammengestellt werden. Am häufigsten sind gemischte Ensembles, bei denen die Hauptrollen durch Bühnenprofis verkörpert werden, die Nebenrollen und die Statisterie hingegen durch Amateurdarsteller. Gerne werden auch prominente Stars, die aus Karl-May- bzw. Westernfilmen bekannt sind, für Hauptrollen verpflichtet, wie etwa Pierre Brice in Elspe und Bad Segeberg oder Gojko Mitić ebenfalls in Bad Segeberg. Eine Besonderheit stellen die durch Mitić begründeten Spiele in Bischofswerda dar, dort werden alle Rollen ausschließlich von Kindern und Jugendlichen dargestellt.

Charakteristisch für Karl-May-Festspiele ist der große Stellenwert, den Pferde und die Reiterei in den Aufführungen haben. Zum Gesamteindruck als großes, familientaugliches Spektakel tragen zudem meist Schießereien, pyrotechnische Effekte, Kämpfe, Stunteinlagen und ähnliche Action-Elemente bei.

Geschichte[Bearbeiten]

(siehe auch Artikel Übersicht Bühnen)

Aufführungen von Theaterstücken nach Stoffen von Karl May sind bereits seit 1919 belegt. Das Deutsche Theater München spielte in diesem Jahr die Uraufführung des Stückes Winnetou von Hermann Dimmler. Zunächst wurden Karl-May-Vorstellungen noch auf klassischen Theaterbühnen, also in geschlossenen Räumen, gezeigt.

1938 fand die erste Karl-May-Aufführung unter freiem Himmel statt. Die Felsenbühne Rathen spielte Winnetou. Das Stück war eine Neubearbeitung des Winnetou-Stücks von Dimmler und Körner durch Martin Raschke. Bei der Premiere war Karl Mays Witwe Klara May anwesend. Diese Inszenierung begründete die bis heute im deutschsprachigen Raum fortbestehende Tradition der "Karl-May-Festspiele". Rathen war zudem die erste Bühne, die regelmäßig auch in den Folgejahren allsommerlich Karl-May-Aufführungen zeigte, wurde also zur ersten echten Karl-May-Bühne.

Eine Reihe weiterer Karl-May-Bühnen entstanden in den kommenden Jahren in Deutschland: darunter etwa die Karl-May-Spiele im Kalkbergstadion in Bad Segeberg (ab 1952] oder das Festival in Elspe (ab 1958).

Die ersten Karl-May-Festspiele in Österreich wurden 1987 veranstaltet, dem Gründungsjahr der Felsenbühne in Staatz. Es folgten unter anderem Gföhl (1988) und Winzendorf (1994). In der Schweiz gab es erstmals 2017 Karl-May-Spiele bei den Freilichtspielen Engelberg.

Die einzige Karl-May-Bühne im nicht-deutschsprachigen Raum befindet sich in Tschechien: im Western Park im mährischen Boskovice wurden von 2008 bis 2010 sowie 2015 Winnetou-Spiele auf der Freilichtbühne veranstaltet, ab 2020 wurden die Spiele mit Winnetou I reaktiviert.

Aktuelle Situation[Bearbeiten]

Seit 2020 macht die Corona-Pandemie den Karl-May-Spielen im allgemeinen schwer zu schaffen. Viele Bühnen wurden seitdem zur Absage oder Verschiebung von geplanten Inszenierungen gezwungen, dazu kam ein deutlicher Rückgang der Zuschauerzahlen, der nach wie vor spürbar ist.

Derzeit (Stand 2022) gibt es ingesamt 11 aktive Karl-May-Bühnen: 8 in Deutschland (in Bad Segeberg, Elspe, Burgrieden, Mörschied, Eging, Bischofswerda, Pluwig und Twisteden), 2 in Österreich (in Winzendorf und Kirchberg am Wagram) und 1 in Tschechien (Boskovice).

Drei weitere Bühnen sind prinzipiell ebenfalls noch aktiv, zeigen aber in diesem Jahr und bis auf weiteres keine Karl-May-Aufführungen mehr: Rathen[2], Dasing[3], sowie das Naturtheater Greifensteine[4].

Literatur[Bearbeiten]

  • Nicolas Finke / Reinhard Marheinecke: Karl May auf der Bühne. Band I. Frühe Inszenierungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie Freilichtbühnenerfolge von Rathen über Ratingen bis Bad Segeberg. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2021. ISBN 978-3-7802-0143-0 (Band II und III in Vorbereitung).
  • Richard Thalheim: Winnetou lebt...! Karl-May-Verlag 1939/40.
  • Richard Thalheim: Das Vermächtnis des alten Indianers. Verlag Felsenbühne Rathen 1941.
  • Wilhelm Rebhuhn: Karl May lebt. Karl-May-Verlag 1962.
  • Reinhard Marheinecke / Nicolas Finke: Karl May am Kalkberg. Karl-May-Verlag 1999. ISBN 3-7802-3008-9
  • Klaus Bröking: 40 Jahre Elspe. Wilder Westen made in Germany. Heel Verlag 2004. ISBN 3-8988-0300-7
  • Jutta Laroche / Reinhard Marheinecke: Erinnerungen an Winnetou. Heinz-Ingo Hilgers – ein Schauspielerleben. CBK Produktions 2005. ISBN 3-9320-5356-7

Weblinks[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Anmerkung: einzige Ausnahme sind tschechischsprachige Aufführungen in Boskovice.
  2. Anmerkung: Nach der mehrjährigen Sanierung wurde die Bühne 2022 wiedereröffnet, allerdings in diesem Jahr ohne Karl-May-Inszenierung.
  3. Anmerkung: Die Karl-May-Festspiele legen 2022 zunächst einmal eine Pause ein. Ob es in Zukunft wieder Karl-May-Aufführungen geben wird, ist ungewiss, jedoch auch nicht dezidiert ausgeschlossen.
  4. Anmerkung: Bei den Greifensteinen wurde seit 2017 keine Karl-May-Aufführung mehr gezeigt. Allerdings gab es hier auch schon früher oft mehrjährige Karl-May-Pausen.