Grabmal

Aus Karl-May-Wiki
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Karl Mays Grabmal ist dem Nike-Tempel auf der Akropolis in Athen nachempfunden. Es befindet sich auf dem Friedhof Radebeul-Ost an der nördlichen Quermauer.

Der Nike-Tempel[Bearbeiten]

Rekonstruktion des Tempels der Athena Nike

Unter dem Namen Nike – dem griechischen Wort für "Sieg" – wurde auf der Akropolis von Athen die Göttin Athena verehrt. Ihr Tempel ist an sehr prominenter Position in der Südwest-Ecke der Akropolis zu finden. Er stellt den frühesten Tempel im ionischen Stil auf der Akropolis dar, erbaut nach 480 v.u.Z. auf einem älteren Tempel derselben Göttin. (Im Jahre 2007 wurde er restauriert.)

Karl May auf der Akropolis[Bearbeiten]

Der Nike-Tempel 1892

Am 14. Juli 1900Karl May befindet sich auf der Rückkehr von seiner Orientreise und ist in Begleitung seiner Frau Emma und des Ehepaars Richard und Klara Plöhn – stehen die Reisenden vor diesem Denkmal. Es ist Nacht, der Mond scheint. Wehmütige Gedanken ergreifen die vier, und so kommt es, wie von Karl May in seinem Reisetagebuch geschildert:

Zauberhaft spielte der Mondenschein in den Trümmern, die sich zu beleben schienen. Lange verweilten wir. Auf den Stufen des Nike-Tempels begeisterte uns Klara für den Gedanken, diesen Tempel nachbilden zu lassen und ihn zum Andenken an diese Zeit auf dem heimischen Friedhof zu erbauen und uns alle darin zur letzten irdischen Rast betten zu lassen. Sie bekam dazu freie Hand.

Ursprünglich war also die Grabstätte als eine gemeinsame für beide Ehepaare gedacht.

Gestaltung[Bearbeiten]

Richtfest 1901
Das Relief von Selmar Werner

Es handelt sich um ein fünf Meter hohes Grufthaus in Form eines griechischen Niketempels mit vier ionischen Säulen. Der Entwurf stammte von dem befreundeten Radebeuler Architekten Paul Ziller, die Bauausführung übernahm die Firma Gebrüder Ziller.

Die Namen und Daten der heute dort liegenden Verstorbenen stehen an der rechten und linken Innenseite des Grabmals:

KARL MAY.
GEB.D.25.FEBR.1842
GEST.D.30.MAERZ 1912
KLARA MAY.
GEB.D.4.JULI 1864
GEST.D.31.DEZ.1944

Der Innenraum hat ein Glasdach, durch welches im Hintergrund in einer halbrunden Nische eine marmorne Figurengruppe im Halbrelief beleuchtet wird. Den Auftrag für die künstlerische Gestaltung an der Rückwand vergab Klara auf Drängen Karl Mays an den Bildhauer Selmar Werner. Dieser benannte sein figuratives Marmorbild "Engel empfangen eine irdische Seele". Unter dem Bild stehen die folgenden Worte:

ERWARTETEN DICH HIER AM HIMMELSTOR,
DU BIST DIE ERNTE DEINER EIGNEN SAATEN
UND STEIGST MIT UNS NUN ZU DIR SELBST EMPOR.

In der Mitte des Raumes liegt eine Grabplatte mit Palmettenfries.

Auf der dem Tempel gegenüberliegenden Seite stehen zwei von Löwengreifen flankierte Ruhebänke, die von Sascha Schneider stammen.

Nutzung[Bearbeiten]

verfremdete Zeichnung der Anlage von Marta Uhlig, Karl May in Leipzig Nr. 17

Am 14. Februar 1901 stirbt Richard Plöhn in Radebeul und wird im gemeinsamen Grabmal beigesetzt. Auch Wilhelmine Beibler († 27. Juni 1909) wird dort bestattet.

Bereits 1901 aber hat Karl May allerdings wieder die Absicht, ohne jeden Stein in seinem Garten bestattet zu werden. Das ist allerdings mit einem so hohen bürokratischen Aufwand verbunden, dass er nach seiner "Interims"-Beisetzung im Mausoleum letztlich dort verbleibt.

1942 – während der Vorbereitungen der Feiern zum 100. Geburtstag Karl Mays am Grabmal – wurde gemunkelt, dass Plöhn "Halbjude" gewesen sei. Klara May lässt daraufhin ihren ersten Mann exhumieren. Seine sterblichen Überreste wurden – gemeinsam mit denen von Klaras Mutter Wilhelmine Beibler – Ende April aus dem Grab entfernt und in Dresden eingeäschert. Eine am 22. Mai 1998 angebrachte Tafel am Grabmal erinnert an beide.

Klara May wird ihrerseits am 5. Januar 1945 im Grabmal beigesetzt.

als Erinnerungsstätte[Bearbeiten]

Mit einem großen Presserummel ging die sogenannte "Indianerhuldigung in Radebeul" einher, die zwar den Zweck hatte, Karl May zu ehren, aber auch gleichzeitig eine Werbung für das weltbekannte Dresdner Zirkusunternehmen Sarrasani war. Auf Anregung ihres Direktors Hans Stosch-Sarrasani (* 1873; † 1934) sprach am 17. Januar 1928 am Grabe Karl Mays der Dakota-Häuptling Susetscha Tanka (Big Snake), der zusammen mit den ihn begleitenden Indianern bei Sarrasani unter Vertrag stand, Worte des Gedenkens an den großen Freund der roten Rasse. Eine weitere Huldigung durch Häuptling White Horse Eagle erfolgte am 18. Juli 1929.

Im Herbst 1938 hat eine Dresdener Firma im Auftrag von Klara – unterdessen verwitwete May, verwitwete Plöhn – Ausbesserungsarbeiten am Grabmal ausgeführt; wenig später, im Sommer 1939, erteilt Klara May den Anschlussauftrag, die beiden Inschriften "Familie Plöhn" bzw. "Familie May" sowie auf der linken Seite die Namen und Geburtsdaten von Richard Plöhn und Wilhelmine Beibler zu entfernen.

Das Grabmal im Jahr 2006

Anlässlich des 150. Geburtstages von Karl May wurde das Bauwerk grundlegend saniert. Dank vereinzelter zweckgebundener Privatspenden und Beteiligung der Stadtverwaltung Radebeul mit 20.000 DM wurden in einem ersten Abschnitt bis Ende Januar 1992 das Dachgebälk vollständig saniert, eine neue Kupferdeckung angebracht sowie die Stirnziegel und der Giebelaufsatz durch originalgetreue Nachbildungen ersetzt.

Zur Kranzniederlegung anlässlich des 80. Todestages des Schriftstellers am 30. März 1992 gab es eine unspektakuläre Neuauflage jener "Indianerhuldigungen", als Olaf Hais, Darsteller des Winnetou auf der Felsenbühne Rathen, im Kostüm und hoch zu Ross, nach indianischem Brauch wortlos auf den Steinsarkophag eine Blume niederwarf und wieder davonritt...

Zum 100. Todestag am 30. März 2012 wurden am Grabmal mehrere Kränze niedergelegt.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]