Dies ist der Ton, der durch das Weltall klingt (Gedicht)

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Dies ist der Ton, der durch das Weltall klingt ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

"Dies ist der Ton, der durch das Weltall klingt,
Der einz'ge Ton, der Glück und Frieden bringt.
In ihm verschwindet aller Erdenstreit;
Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit!"[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Gedicht ist in Karl Mays Reiseerzählung Ardistan und Dschinnistan I (1909) enthalten, die zum Spätwerk des Schriftstellers gehört. Marah Durimeh rezitiert es beim Klang der Kirchenglocken:

Von dem freien Platze herauf ertönte die Stimme des Vorbeters:
"Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis sei Gott, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tage des Gerichts! Dir wollen wir dienen, und zu dir wollen wir flehen, auf daß du uns führest den rechten Weg, den Weg derer, die deiner Gnade sich freuen – – –"
Weiter konnten wir hiervon nichts mehr hören, denn nun fielen die ehernen Stimmen der christlichen Glocken ein und zogen jeden anders schwingenden und anders klingenden Ton in ihr herrliches Abendgeläute. Da stand Marah Durimeh auf und wir mit ihr. Wir falteten die Hände. Sie aber deutete nach dem Turme, wo man läutete, und sprach:
  "Dies ist der Ton, der durch das Weltall klingt,
  Der einz'ge Ton, der Glück und Frieden bringt.
  In ihm verschwindet aller Erdenstreit;
  Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit!"
In diesem Augenblicke hatte das Boot den Hafen erreicht. Der Bote sah seine Herrin auf dem Söller stehen. Er grüßte mit beiden Armen zu ihr herauf. Dann kniete er da, wo er gestanden hatte, nieder und faltete die Hände, um ebenso, wie alle Welt, zu beten. Der Eindruck, den dies machte, läßt sich gar nicht beschreiben. Diese ganze, unvergleichliche, erdenferne Oertlichkeit! Diese am Himmel und über die Erde hinzuckenden, mehr und mehr ersterbenden Tinten! Die dunkle Mauer des hinter uns drohenden Gebirges! Die immer magischer und mystischer werdende Färbung der See! Dieses Glockengeläute, und zwar an einem Orte, den außer mir gewiß noch kein europäischer Christ betreten hatte! Vor allen Dingen aber die hoch aufgerichtete Gestalt unserer Gebieterin! Diese Stirne, dieser Nacken, diese Augen! Wie oft hatte Hadschi Halef, wenn er ernstlich über sie nachdachte, zu mir gesagt: "Sie ist kein gewöhnliches Weib; sie ist auch keine Königin. Sie ist eine Dschinni, eine Seele, ein Geist. Ja noch mehr: sie ist nicht nur Seele oder Geist, sondern sie ist die Herrin und die Gebieterin aller Seelen und aller Geister, die es gibt. Allah segne sie!"[2]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der Reiseerzählung Ardistan und Dschinnistan I sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Ardistan und Dschinnistan I. In: Karl Mays Werke, S. 66496 (vgl. KMW-V.5, S. 15).
  2. Karl May: Ardistan und Dschinnistan I. In: Karl Mays Werke, S. 66496 f. (vgl. KMW-V.5, S. 14 f.).

Weblinks[Bearbeiten]