Die Schatzkammer Pharaos

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Die Schatzkammer Pharaos ist ein Roman von Robert Kraft, der zu Lebzeiten des Autors nicht veröffentlicht wurde.

Inhalt[Bearbeiten]

Der deutsche Gelehrte Traugott Tannert bereitet sich in London in der Bibliothek des Britischen Museums auf eine Expedition in die syrische Felsenstadt Petra vor. Dort will er unter anderem auch die Schatzkammer Pharaos untersuchen. Eines Abends kommt er bei einem Spaziergang einer Frau zu Hilfe, die von zwei Männern angefallen wird, sich aber sehr gut selbst verteidigen kann. Wie sich herausstellt, wohnt Leonore gemeinsam mit ihrem Bruder Harris in der gleichen Pension wie Dr. Tannert. Er schließt sich an das seltsame Geschwisterpaar an. Dieses ernährt sich nur von Nüssen und Früchten, raucht nicht, trinkt keinen Alkohol und hat Nacht und Tag vertauscht, was Tannert auch dazu bewegt, sie scherzhaft mit Wahabiten zu vergleichen.

Bei seinen Studien im Britischen Museum wird der Gelehrte eines Tages von einem alten Araber aufgesucht, der ihn davor warnt, dass zu Beginn des kommenden Jahres, während der Zeit der geplanten Expedition, im Gebiet der Felsenstadt alle Brunnen versiegen werden und gibt ihm einen Rosenkranz, der ein geheimes Erkennungszeichen sei und Tannert zu Unterstützung verhelfen werde. Mehr kann der Gelehrte aber von und über den seltsamen Araber nicht erfahren. Nach einiger Zeit erhält Tannert überraschend die Erlaubnis, Bücher aus der Bibliothek zu entleihen und zu Studienzwecken mit in die Pension zu nehmen, da ein Mitglied der königlichen Familie diese Genehmigung verfügt habe. Die Hintergründe dazu bleiben Tannert verborgen. Dafür merkt er, dass er sich in Leonore verliebt hat und diese seine Liebe auch erwidert.

Eines Abends erhält das Geschwisterpaar jedoch einen geheimnisvollen Besuch – die Pensionswirtin behauptet, es wäre der englische Premierminister – und verlässt im Anschluss daran überstürzt die Stadt. Leonore hinterlässt Tannert einen Abschiedsbrief, in dem sie ihm zwar ihre Liebe gesteht, aber von einer unüberbrückbaren Kluft spricht. Tannert, der aufgrund einer Zeitungsnotiz inzwischen glaubt, dass Leonore und ihre Bruder die Prinzessin Eleonor von Bourbon und deren Bruder, der Herzog von Asturien, sind, hat das von den Geschwistern bewohnte Zimmer angemietet, gibt sich dort seinem Schmerz hin, dichtet und lebt in einer Traumwelt.

Nachdem er zufällig einen weiteren Zeitungsbericht gelesen und so erfahren hat, dass die Prinzessin und der Herzog unterwegs zur Felsenstadt Petra sind, beschließt er, nach dort aufzubrechen und die inzwischen abgesagte Expedition auf eigene Faust durchzuführen. Am gleichen Abend wird er erneut von dem alten Araber aufgesucht, der ihn nochmals auf den Rosenkranz hinweist und ihm prophezeit, dass er sein Glück in der Schatzkammer Pharaos finden wird.

Auf seiner Reise nach Petra wird Dr. Tannert bei einem Zwischenstopp in Port Said – wo er auch erfährt, dass die Brunnen tatsächlich versiegt sind – in einem Caféhaus ausgeraubt, die Räuber stellen ihm sein gesamtes Eigentum aber wieder zu, nachdem sie den Rosenkranz erkannt haben. Ein Mitglied der geheimen Gesellschaft, zu der auch der alte Araber gehört hat, stellt nun eine Verbindung zu Scheich Mustapha her, in dessen Begleitung Tannert seine Reise nach Petra fortsetzt. Scheich Mustapha hat für seinen Neffen beim befreundeten Stamm der Beni Suef eine Frau ausgesucht, die sich, stark verschleiert, ebenfalls in Begleitung der kleinen Reisegesellschaft befindet. Damit wird aber lediglich einer alten Tradition genüge getan, da Mustaphas Neffe die Braut nicht will und deren Zurückweisung bereits feststeht. Damit genießt Fatime große Freiheiten, unter anderem darf sie sich nun ihren künftigen Ehemann selbst wählen. Dies tut sie, indem sie nachts heimlich zu Tannert schleicht und diesen küßt.

In Petra angekommen, wird Dr. Tannert von der Emira der Wahabiten gefangengenommen, erhält jedoch seine Freiheit wieder, als sich herausstellt, dass er der von Fatime Erwählte ist. Die Emira stellt ihm einen Diener zur Verfügung, der ihn auch in der Felsenstadt führen soll, verbietet Tannert aber zunächst den Zugang zur Schatzkammer Pharaos. Später lässt sie ihn zu sich rufen, um ihn über seine Verbindung mit Fatime zu befragen und lässt sich schließlich durch seine offen gezeigte Treue zu Leonore erweichen, die durch den Kuss geschlossene Ehe mit Fatime zu lösen. Nachdem er der Emira alles über Leonore erzählen muss, teilt diese ihm nach einigen Tagen mit, dass die Reisegesellschaft mit der Prinzessin in Petra angekommen sei und in der Schatzkammer Pharaos verweile. Tannert eilt dorthin, muss dann aber feststellen, dass er sich getäuscht hat: Die Bourbonen-Prinzessin ist nicht seine Leonore. Die Emira bietet ihm nun an, dass er durch einen Derwisch Kontakt zu seiner Geliebten aufnehmen kann, worauf der Gelehrte auch eingeht. Dann merkt er, dass er einer Komödie zum Opfer gefallen ist, denn anstatt über den Derwisch Kontakt zu Leonore und ihrem Bruder zu bekommen, findet er diese in einem Zimmer der Schatzkammer tatsächlich vor. Leonore ist in Wahrheit Fatime, ihr Bruder Harris in Wahrheit Scheich Mustapha. Beide sind Nachkommen eines Beni-Suef-Scheichs und einer deutschen Hofdame. Fatime ist zudem auch die Emira der Wahabiten. Da sie aber einem Gegen-Emir unterlegen war, war sie nach Europa gegangen und von der britischen Regierung schließlich dazu gewonnen worden, nach Syrien zurückzukehren, sich wieder an die Spitze der Wahabiten zu stellen und die Türken aus dem Land zu jagen. Dieser Aufstand, zu dessen Vorbereitung man auch die Brunnen der Gegend um Petra abgelassen hatte, ist aber inzwischen abgesagt worden. Über den alten Orientalen, der Tannert bereits im Britischen Museum aufgesucht hatte und der ebenfalls zu den Wahabiten gehört, hatte Leonore-Fatime versucht, ihren Geliebten nach Petra zu locken, wobei sie auch erfahren hatte, dass dieser glaube, sie sei die Bourbonen-Prinzessin. Daher hatte sie ihm eine Komödie vorgespielt, die arrangierte Heirat inklusive der Zurückweisung durch den Mustaphas Neffen hatte es aber tatsächlich gegeben, da sich Fatime nur so ihren Erbteil sichern konnte.

Tannert und Fatime heiraten und kehren von Mustapha-Harris begleitet nach London zurück, wo Tannert sich fortan der Übersetzung arabischer Texte aus dem Bestand des Britischen Museums widmet.

Editionsgeschichte[Bearbeiten]

Der Roman wurde 1916, im Todesjahr Krafts, geschrieben und sollte von Dr. Lhotzky veröffentlicht werden, wozu es aber nicht kam. Erst 1976 wurde der Text in Form einer von Walter Henle angefertigten Schreibmaschinenabschrift in Sammlerkreisen bekannt. Eine gedruckte Ausgabe, basierend auf der Schreibmaschinenabschrift, wurde im Jahr 2000 bei Hobby-Nostalgie-Druck in einer Auflage von 100 Exemplaren veröffentlicht. Dabei wurde der Text in Fraktur gesetzt.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Thomas Braatz: Robert Kraft. Farbig illustrierte Bibliographie. Leipzig & Wien, 2006, S. 749 ff.