Da liegt der Maure unter Palmen (Gedicht)

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Da liegt der Maure unter Palmen ist die erste Zeile eines Gedichts, das möglicherweise von Karl May stammt.

Text[Bearbeiten]

"Da liegt der Maure unter Palmen,
  Vom Sonnenbrand herbei geführt;
Das Dromedar nascht von den Halmen,
  Die noch der Samum nicht berührt.
Da trinkt das Gnu sich an der Quelle,
  Der lebensfrischen, voll und satt,
Da naht verschmachtend die Gazelle,
  Vom wilden Jagen todesmatt.
Da geht der Löwe nach der Beute,
  Der König, kampfesmuthig aus,
Und in die unbegrenzte Weite
  Brüllt er den Herrscherruf hinaus.
Und Mensch und Thier, Gnu und Gazelle,
  Sie zittern vor dem wilden Ton
Und jagen mit Gedankenschnelle
  Entsetzt, von Furcht gepackt, davon."[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

in Geographische Predigten[Bearbeiten]

In Karl Mays früher Aufsatzreihe Geographische Predigten (1875/76) ist das Gedicht im Abschnitt 5. Mensch und Thier enthalten und von folgenden Sätzen umgeben:

Im Sumpfrohre, wo Gazellen und Giraffen trinken, liegt der Löwe und schläft am Tage, bis ihn die nahende Dämmerung weckt. Da richtet er sich auf, reckt die mächtigen Glieder und läßt jenes Gebrüll erschallen, welches die Berge zittern und die Heerden heulen macht. Erst seufzend, dann dumpf röchelnd, schwillt dieser furchtbare Laut, dem kein anderer im weiten Reiche der Töne zu vergleichen ist, in langgezogenen Stößen an, bis er zuletzt mit gewaltigem Donner die Luft erfüllt. "Rad", d. i. "Donner" nennt daher der Araber den Machtruf des Thierkönigs, dessen Wirkung der Dichter beschreibt:
"Da liegt der Maure unter Palmen, [...]"
Das Brummen des Bären durchschauert die Wildniß, die durchdringende Trompetenstimme des Elephanten läßt den Tiger erbeben; das Geheul der Wölfe verbreitet Schrecken über die Steppe und das muthige Wiehern des Schlachtrosses übertönt selbst die dumpfen Schläge der Kanonen, aber all' diese Stimmen können sich nicht messen mit den Lauten, welche der Löwe ausstößt, wenn er seine ebenholzschwarzen Krallen an Fels und Bäumen wetzt, um sich aus dem nächsten Duar (Dorf) den fälligen Tribut zu holen.[2]

in Die Liebe des Ulanen[Bearbeiten]

Das Gedicht ist auch in Karl Mays Roman Die Liebe des Ulanen (18831885) zu finden, und zwar im 10. Kapitel Ulane und Zouave. In dem Roman wird das Gedicht – als Stegreifdichtung wie bei Freiligrath – einem Märchenerzähler in den Mund gelegt:

Hat er Mekka, die heilige Stadt besucht, so beschreibt er seine Pilgerreise, und ist er weit in das Innere der Wüste gekommen, so entrollt er die Geheimnisse der Sahara vor ihrem Auge. Er spricht vom Samum, von den Djinns, den bösen Geistern, vom Löwen, dem Beherrscher des Wüstenrandes und während er spricht und erzählt, dichtet er:
"Da liegt der Maure unter Palmen, [...]"
Eben als der Meda bis hierher gekommen war, trat ein neuer Gast in den Hof.[3]

in Die Gum[Bearbeiten]

Ein drittes Mal findet sich in dem Text Die Gum in Band 10 der Reiseerzählungen (Kapitel Assad-Bei, der Herdenwürger), wo als Quelle auch wieder nur der Dichter genannt wird. Der Ich-Erzähler beschreibt hier seine erste Begegnung mit einem wilden Löwen:

Ich hatte viel von dem Fürsten der Tiere gehört und noch mehr von ihm gelesen, gesehen aber hatte ich nur einige Exemplare in Menagerien und zoologischen Gärten. Sie alle hielten keinen Vergleich aus mit diesem prächtigen, machtvollen Sihdi-el-salssali, dessen Anblick meine Erwartungen weit übertraf. Dieser charaktervolle, hoch- und breitstirnige Kopf, dessen langsames Schütteln ein Zeichen der Verwunderung über das verwegene Beginnen der Araber zu sein schien; dieser ungebeugte Nacken, dieser kurze, breite Rücken, diese mächtigen Flanken, diese Pranken, denen man es ansah, daß ein einziger Schlag von ihnen genügend sei, ein Rind niederzustrecken; dieses drohende Oeffnen der Lefzen – die Natur hatte hier alles vereinigt, um die wilde, physische Kraft in all ihrer Majestät zur Darstellung zu bringen. Und jetzt hob er den Kopf und ließ jene furchtbaren Töne erschallen, derentwegen ihn der Sohn der Wüste den "Herrn des Erdbebens" nennt, und von welchen der Dichter schreibt:
Da liegt der Maure unter Palmen, [...]
Es war mir wirklich, als zittere der Boden unter mir bei dem leise beginnenden, dann zu unbeschreiblicher Stärke anwachsenden und sich endlich in einem grimmigen Rollen verlierenden Gebrüll, welches der Araber so treffend mit dem Worte ›Rad‹, Donner, bezeichnet.[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben der genannten Werke sind in der Bücherdatenbank zu finden:

Sonstiges[Bearbeiten]

Hedwig Pauler sieht einen Zusammenhang zwischen diesem Gedicht und Und siehe, aus der weiten Ferne.[5]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Geographische Predigten. In: Karl Mays Werke, S. 344.
  2. Karl May: Geographische Predigten. In: Karl Mays Werke, S. 343–345.
  3. Karl May: Die Liebe des Ulanen. In: Karl Mays Werke, S. 18868 f.
  4. Karl May: Die Gum. In: Karl Mays Werke, S. 60571 f.
  5. Pauler: Deutscher Herzen Liederkranz, S. 39.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]