Da draußen, in dem finstern, wirren (Gedicht)

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Da draußen in dem finstern, wirren ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

"Da draußen, in dem finstern, wirren
  Gedschungel, wo der Panther schleicht,
Der Schlangen gift'ge Zungen schwirren,
  Der Suacrong nach Beute streicht,
Liegt Bhowannie[1], die Allmachtsreiche,
  Versunken unterm Wunderbaum;
Ihr Angesicht, das nächtlich bleiche,
  Umspielt des Glückes goldner Traum.
Sie träumt von Lambadans Gefilden,
  Wo einst ihr heil'ger Tempel stand,
Eh' noch ihr Volk den ungestillten
  Geheimen Wandertrieb gekannt.
Wo sie beim Schein der Hekatomben
  Ihr großes Reich sich aufgebaut,
Bis auf verfall'ne Katakomben
  Ihr letztgebornes Kind geschaut,
Da sind die Säulen eingefallen,
  An denen sich die Wolke brach,
Versunken die geweihten Hallen
  In denen sie zum Volke sprach.
Als sie zum letzten Mal die Stimme
  Erhob am blutgetränkten Thron,
Warf sie im ungezährnten Grimme
  Der Knechtschaft Fluch auf ihren Sohn – –"
"Nahm sie im Westen scheinbar nieder
  Am Abend ihren Tageslauf,
So steigt sie doch im Osten wieder
  Am Morgen sieggekrönt herauf.
Im Westen ist Dein Volk gesunken,
  Fern von der Lambadana Höhn,
Im Osten wird es siegestrunken
  Aus seiner Asche auferstehn.
Dann muß die Nacht zum Tage werden,
  Die Finsterniß zum Sonnenschein,
Und der Phansegar wird auf Erden
  Ein Herrscher aller Herren sein!"[2]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Gedicht findet sich in Karl Mays Roman Die Juweleninsel (18801882) und stammt vermutlich von Karl May. Im Roman hört es Alphons Maletti, während er die Thugs belauscht, die ihn gefangen genommen haben:

Der Sprecher war ein alter, vielleicht bereits siebenzigjähriger Mann, dessen Gestikulationen bei seiner Rede aber trotz dieses Alters von einer solchen Energie und Wildheit waren, daß sein kaftanartiges Gewand seinen hagern braunen Körper immer wie eine vom Winde gepeitschte Wolke umflatterte.
Maletti vernahm ganz deutlich jedes Wort, welches er sprach. Dieser Mensch hatte sicher nicht die mindeste Bildung genossen, aber seine Improvisation, durch welche er die Gefährten zu begeistern versuchte, zeigte eine Art diabolischer Poesie, welche ebenso staunenswerth wie beängstigend war.
Nach einem ihm laut zugebrüllten Beifallssturme begann er die Fortsetzung seiner Rede, welche zu deutsch ungefähr gelautet hätte:
  "Da draußen, in dem finstern, wirren [...]
Mehr bekam Maletti jetzt nicht zu hören. Der ihm zunächst sitzende Indier hatte bemerkt, daß ihm das Bewußtsein zurückgekehrt sei, und band ihm ein altes zerfetztes Tuch um die Ohren, so daß das Blut in denselben zu summen begann und ein Hören zur Unmöglichkeit wurde.
Doch konnte der Gefangene genug sehen, um mit der größten Sorge für sein Leben erfüllt zu werden, denn es wurden während der Fortdauer der Rede die Messer auf ihn gezückt, und eine Menge der scheußlichsten Geberden sagten ihm diejenigen Glieder seines Leibes, welche man der Reihe nach abschneiden werde.
Da gab das alte Tuch nach, und es wurde ihm möglich, den Schluß der Rede zu verstehen:
  "Nahm sie im Westen scheinbar nieder [...]
Der Sprecher sprang von dem Steine herab. Seine Augen waren mit Blut unterlaufen, und während er sich in rasender Eile auf einem Fuße im Kreise drehte, erhoben sich die Andern, machten ihm die gleiche Bewegung nach und schwangen dabei ihre Messer, bis sie vor Ermüdung zu Boden stürzten.[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Aktuelle Ausgaben des Romans Die Juweleninsel sind in der Bücherdatenbank zu finden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Bhowannie ist die Göttin der Nacht und des Todes.
  2. Karl May: Die Juweleninsel. In: Karl Mays Werke, S. 8792–8794 (vgl. KMW-II.2, S. 178–180).
  3. Karl May: Die Juweleninsel. In: Karl Mays Werke, S. 8792–8794 (vgl. KMW-II.2, S. 178–180).

Weblinks[Bearbeiten]