Christoph Tietze

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Christoph Tietze, auch Christoph Tietz, Christoph Titius, Christophorus Titius (* 10. Januar 1641 in Wilkau bei Breslau; † 7. September 1703 in Hersbruck bei Nürnberg), war evangelischer Pfarrer und Kirchenlieddichter.

Christoph Tietze und Karl May[Bearbeiten]

Erwähnungen in Karl Mays Werk[Bearbeiten]

Sodann begann er das Werk, indem er das Gesangbuch aufschlug und die Anwesenden darauf aufmerksam machte, daß ein Trostlied gesungen werden solle, da er gekommen sei, ihnen in ihrer Noth und ihrem Elende die einzig wahre Hilfe und Rettung zu bringen. Er las die Verse einzeln vor; Fritz Seidelmann, sein Neffe, welcher gelernt hatte, ein halbes Dutzend Noten auf dem Clavier zu spielen, setzte sich an das Instrument und gab den Ton an. Erst ließen sich nur einzelne Stimmen hören; bald aber fielen mehrere ein, und endlich erklang es laut und kräftig wie in der Kirche:
"Sollt es gleich bisweilen scheinen,
Als verließe Gott die Seinen,
O, so weiß und glaub ich dies:
Gott hilft endlich doch gewiß!
Hilfe, die er aufgeschoben,
Hat er doch nicht aufgehoben.
Hilft er nicht zu jeder Frist,
Hilft er doch, wenn's nöthig ist.
Gleich wie Väter nicht bald geben,
Wonach ihre Kinder streben,
So hält Gott auch Maaß und Ziel;
Er giebt, wem und wenn er will!"
Nach diesen Strophen begann der Vortrag über das Thema: Gott ist der Helfer in jeder Noth und Gefahr. Er zerfiel in die beiden Theile: Herr, hilf uns; wir verderben! und: O, Ihr Kleingläubigen, warum zweifelt Ihr?
[...]
Er war der Fuchs, welcher den Hühnern predigt, und er verstand seine Sache.
Am Schlusse seiner Rede nahm er das Gesangbuch wieder zur Hand und ließ die Strophen singen:
"Seiner kann ich mich getrösten,
Wenn die Noth am Allergrößten.
Er ist gegen mich, sein Kind,
Mehr als väterlich gesinnt.
Trotz den Feinden! Trotz den Drachen!
Ich kann ihre Macht verlachen.
Trotz dem schweren Kreuzesjoch!
Gott, mein Vater, lebet noch!"
Und nun griff er in die Tasche seines Talares, zog eine blecherne Büchse hervor und begann einzusammeln, zunächst bei seinen Verwandten.
[...]
"Wenn alle Bettler gerade zu mir kommen wollten, weil ich das Wort der Liebe predige, müßte ich bald selbst betteln gehen!"
"Aber bedenken Sie, daß Sie uns singen ließen:
'Sollt es gleich bisweilen scheinen
Als verließe Gott die Seinen,
Ei, so weiß und glaub ich dies:
Gott hilft endlich doch gewiß!'"
"Das ist wahr; aber wir haben doch auch gesungen:
'So hält Gott doch Maaß und Ziel:
Er giebt, wem und wenn er will!'"
"So meinen Sie, daß ich von ihm nichts bekommen solle?"
[...]
"Gott, mein Gott!" sagte sie. "Hier duftet es nach Braten und Speck, nach Wein und Delicatessen, und ich soll hungrig fortgehen! Denken Sie daran, Herr Pastor, daß wir heute auch gesungen haben:
'Trotz den Feinden! Trotz den Drachen!
Ich kann ihre Macht verlachen!
Trotz dem schweren Kreuzesjoch!
Gott, mein Vater, lebet noch!'"
"Was will Sie damit sagen?" fragte er. (Der verlorne Sohn)[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 20572–20587 (vgl. KMW-II.15, S. 773–782).

Weblinks[Bearbeiten]