Carl Muth

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Carl Muth

Carl Borromäus Johann Baptist Muth, Pseudonym Veremundus (* 31. März 1867 in Worms; † 15. November 1944 in Bad Reichenhall), war ein deutscher Publizist und der Initiator der katholischen "fortschrittlichen Literaturbewegung".

Leben und Werk[Bearbeiten]

Muth war Mitte der 1890er Jahre Schriftleiter der Zeitung Elsäßer in Straßburg, danach Herausgeber der Alten und Neuen Welt.

1903 gründete er die Monatszeitschrift Hochland. Autoren dieses Magazins waren kritische Katholiken aus dem In- und Ausland. Muth bemühte sich, den Katholizismus entgegen damaliger antimodernistischer Tendenzen zu erneuern und an das Kultur- und Geistesleben heranzuführen. In den ersten Jahren der Zeitschrift standen literarische, religiöse und philosophische Probleme im Vordergrund, doch mit dem Ersten Weltkrieg gewannen politische Themen an Bedeutung.

Im Dritten Reich geriet Muth mehrmals mit der Zensur in Konflikt, 1941 wurde Hochland schließlich von den Nationalsozialisten verboten. Carl Muth bildete an seinem Wohnort in München das Zentrum eines regimekritischen Kreises, zu dem auch die Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" gehörten.

Carl Muth und Karl May[Bearbeiten]

Unter seinem Pseudonym Veremundus veröffentlichte Muth im August 1898 die Broschüre Steht die Katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit?, in der er Karl Mays Werken literarische Geschmacksverderbnis vorwarf. May reagiert entsetzt. Am 7. November 1898 schreibt er an seinen Verleger, Friedrich Ernst Fehsenfeld:

Ind in dem jetzt erschienenen Buche von Veremundus wird [...] vor ihnen gewarnt! Der Verfasser war ein eifriger Mayleser und hat mich stets empfohlen - jetzt nicht mehr![1]

In seinem Artikel Ein entlarvter Jugendschriftsteller wendet sich Muth am 14. Juni 1902 in der Wiener Zeit erneut gegen May. Diesmal greift er - wie auch Hermann Cardauns - die Münchmeyer-Romane an.[2] Am 20. Februar 1907 fordert May Fehsenfeld auf, den Hochland-Redakteur Muth anzuschreiben - den Brieftext legt er bei - und Anzeigen anzubiete:

Es ist meine Absicht, in Ihrem "Hochlande" die "Reiseerzählungen von Karl May" und besonders auch sein Drama "Babel und Bibel" zu annonciren.[3]

Als Mays Freund, der Prälat Josef Heidenreich, im August 1907 einen neuen gegen May gerichteten Beitrag im Hochland befürchtet, schreibt er den Chefredakteur Muth an und ersuchte ihn, mit jeder Veröffentlichung über Karl May so lange zu warten, bis ich ihn informiert hätte. Er sagte mir das in seiner Antwort sofort zu.[4] Am 21. August ging sein 8 Seiten langer Brief mit allen nötigen Informationen[5] an Muth ab. Heidenreich berichtet Klara May dazu:

Ich bin so gar so weit gegangen, ihm zu sagen, dass ich ihn nicht nötigen könne, den hohen künstlerischen Wert der May'schen Werke anzuerkennen, das müsse er mit seinem eigenen kritischen Gewissen azsmachen, allein eines erwarte ich von 'Hochland' eine entschiedene Stellungnahme gegen das eckelhafte Kesseltreiben, das man gegen Ihren Herrn Gemahl in Scene gesetzt. Wenn das massgebende liter. Kreise duldeten, so sei ein jeder Schriftsteller vogelfrei und ich halte es für eine Christenpflicht, dass 'Hochland' für den verfolgten und wie ein Wild gehetzten Karl May mit dem ganzen Aplomb seiner Stellung eintrete.[6]

Eine Antwort erhielt Heidenreich nicht, aber im September-Heft des Hochland erschien dann ein Artikel, der Heidenreichs Informationen ignoriert und Cardauns Standpunkt aufgreift. Heidenreich schreibt daraufhin erneut an Muth und drückt Enttäuschung und Bedauern aus.[7] Auf dieses Schreiben erhält er Antwort. Muth schreibt:

Ich kann nicht finden, dass May seinen Gegner Cardauns auch nur in einem einzigen Punkt widerlegt. [...] Wer die Crdaunschen Ausführungen liest, [...] wird nicht von dem Eindrucke loskommen, dass Herr May in einen Handel verwickelt ist, bei dem er nicht so unschuldig dasteht, wie er es nunmehr haben will. [...] Ich glaube May's Freunde würden dem Manne einen Dienst erweisen, wenn sie ihn zur Zurückhaltung brächten.[8]

Auch May selbst antwortet auf den Artikel; allerdings bleibt diese Entgegnung ungedruckt.[9]

Am 17. September 1907 antwortet Otto Denk Karl May auf dessen Mitteilung über Muth, die wie eine Offenbarung gewirkt habe:

[...] Ich hätte Muth niemals eine solche Handlungsweise zugetraut. Pfui Teufel! [...] Nun ist mir die Binde von den Augen gezogen u. ich blicke in einen Abgrund von Gemeinheit u. Niedertracht, an dessen Rand ich lange blindlings gestanden bin.[10]

Während seinen München-Besuchs im September 1907 kommt es zu einer - nicht genau datierbaren - persönlichen Aussprache mit Carl Muth.[11] Klara May schreibt (vermutlich unter Bezug auf dieses Treffen) Muth am 1. November 1907:

Ich möchte es nicht unterlassen, Sie recht herzlich zu bitten, nach so langem, hartem, aufreibendem Kampfe meinem Manne Gerechtigkeit widerfahren zu lassen [...]. Es ist vielleicht uncorrect, daß ich ohne Wissen meines über alles geliebten Mannes Ihnen in dieser Angelegenheit schreibe. Aber, Sie haben einen so lieben, freundlichen Eindruck auf mich gemacht, daß ich Sie absolut nicht als Feind betrachten kann[12]

Erst Karl Mays Tod veranlasste Muth das Thema May nocheinmal aufzugreifen. Er verfasste einen Nachruf auf Karl May, der ebenfalls in der Zeitschrift "Hochland" erschien.

Sonstiges[Bearbeiten]

Karl May besaß alle drei Bücher von Karl Muth und hat diese gelesen und teilweise mit Anmerkungen versehen.[13]

Nach Arno Schmidt in Sitara und der Weg dorthin hat May in Im Reiche des silbernen Löwen IV Carl Muth als Scheik ul Islam karikierend verewigt. Cornaro bezweifelt das.[14]

Werke[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik II, S. 180
  2. Karl-May-Chronik III, S. 67
  3. Karl-May-Chronik IV, S. 164
  4. Karl-May-Chronik IV, S. 249
  5. Karl-May-Chronik IV, S. 251
  6. Karl-May-Chronik IV, S. 253f.
  7. Karl-May-Chronik IV, S. 268
  8. Karl-May-Chronik IV, S. 273
  9. Karl-May-Chronik IV, S. 271
  10. Karl-May-Chronik IV, S. 278
  11. Karl-May-Chronik IV, S. 275
  12. Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1975, S. 218f.
  13. Cornaro: Carl Muth, Karl May und dessen Schlüsselproblematik.. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1975, S. 213.
  14. Cornaro: Carl Muth, Karl May und dessen Schlüsselproblematik.. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1975, S. 213.

Literatur[Bearbeiten]

  • Franz Cornaro: Karl Muth, Karl May und dessen Schlüsselproblematik. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1975, S. 200-219. (Onlinefassung)

Weblinks[Bearbeiten]