Babylon

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Babylon (babyl. Bab-ilani = Tor Gottes, hebr. Babel) war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte der Antike. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich von Bagdad im heutigen Irak und ist Namensgeberin des irakischen Gouvernorats Bābil.

Die Ausgrabungsstätte 1932

Die Stadt bestand mindestens seit dem dritten Jahrtausend v. u. Z. und war zeitweise das Machtzentrum regionaler Großmächte und eine der größten Städte, wahrscheinlich sogar die größte Stadt der Erde. Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts v. u. Z. versank Babylon in Bedeutungslosigkeit, war aber noch bis in die Mitte des elften Jahrhunderts u. Z. besiedelt, zuletzt durch eine jüdische Bevölkerung, die die Stadt, genauer: ihre Ruinen, dann aber verließ.

Einige Jahrzehnte später erfolgte um das Jahr 1100 herum eine Neugründung durch Seif ed-Daula unter dem Namen Hilla, der der Name eines Stadtteils von Babylon gewesen sein soll. Zum Bau Hillas wurden die ringsum verfügbaren Ziegel der Ruinen Babylons verwendet.

Seiner bedeutenden Rolle in der Bibel, aber auch seiner Erwähnung in zahlreichen historischen Dokumenten wegen geriet Babylon in Europa nie in Vergessenheit, und seine Stätte war schon im Mittelalter Ziel von Forschungsreisen, so durch Benjamin von Tudela und Petachja aus Regensburg. In den ersten Jahrhunderten der Neuzeit gelangten Berichte von Leonhard Rauwolf, Pietro della Valle und Pierre Joseph de Beauchamp nach Europa, doch erst ab dem frühen neunzehnten Jahrhundert begannen Ausgrabungen, die als ansatzweise systematisch bezeichnet werden können. Die ersten dieser Arbeiten erfolgten durch Claudius James Rich ab 1811. Beginnend mit Austen Henry Layard um 1850 nahm die archäologische Erkundung Babylons Fahrt auf, und Ende des Jahrhunderts startete der deutsche Archäologe Robert Koldewey die erste wissenschaftliche Grabung im heutigen Sinne. Die von ihm geleiteten Arbeiten im Auftrag der Deutschen Orient-Gesellschaft begannen am 16. März 1899. Er fand eine Stadt, deren Ruinen zwar schön waren, die jedoch kaum Kunstwerke bzw. deren Überreste barg. Seine Grabungen endeten 1917 aufgrund der Kriegshandlungen im Ersten Weltkrieg.

bei Karl May[Bearbeiten]

Babylon
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Von Bagdad nach Stambul
Im Reiche des silbernen Löwen I
Im Reiche des silbernen Löwen II
Babel und Bibel


Im „Orientzyklus” und in den ersten beiden Bänden von „Im Reiche des silbernen Löwen” spielt die Handlung teilweise am Birs Nimrud. May nennt diese Umgebung die Ruinen von Babylon. Ende 1882 erscheint Babylon erstmals als Handlungsort:

Bald erschien der vor El Mudschellibeh stehende Höhenzug und südlicher die Amran-Ibn-Aly-Stätte; wir gelangten durch die am linken Euphratufer liegenden Gärten von Hilla und ritten über eine höchst unzuverlässige Schiffbrücke in das Städtchen. Dasselbe ist berüchtigt durch sein Ungeziefer, seine selbst für den Orient grenzenlose Unreinlichkeit und seine bis zur Tollheit fanatische Bevölkerung. Wir hielten uns nur so lange auf, als nöthig war, um anderthalb Schock am Wege sitzender Bettler summarisch zu befriedigen, und eilten dann weiter, dem Birs Nimrud, dem babylonischen Thurm zu, der dritthalb Wegstunden im Südwesten von Hilla liegt. Da diese Stadt ungefähr die Mitte des noch vorhandenen Ruinenfeldes einnimmt, so kann man sich eine Vorstellung von der ungeheuren Ausdehnung des alten Babel machen.[1]

May unterliegt damit aber einem zu diesem Zeitpunkt noch weit verbreiteten Irrtum. Bis in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts wurde der gewaltige, alles überragende und schon auf halbem Wege von Bagdad aus, also aus rund 50 Kilometer Entfernung sichtbare Birs Nimrud allgemein für die Ruine des biblischen Turms zu Babel gehalten, oder zumindest für den historisch belegten, gigantischen Belus-Tempel in Babylon. Erst Ausgrabungen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts brachten die endgültige Erkenntnis, dass es sich um die eigenständige Stadt Borsippa handelte, aber es dauerte noch fast ein halbes Jahrhundert, bis sich in der Fachwelt die Einsicht weitestgehend durchgesetzt hatte, dass der Birs Nimrud zu weit von dem rund zwanzig Kilometer nordöstlich bei der Stadt Hilla liegenden Babylon entfernt ist, als dass er zu diesem gehören könnte. In den von May für die Darstellung des Handlungsrahmens genutzten, teils populärwissenschaftlichen, meist mehrere Jahrzehnte alten Werken war davon noch nichts zu merken.

Sonstiges[Bearbeiten]

Im symbolistischen Drama Babel und Bibel ist wohl eher die Anlehnung an die jüdisch-christliche Tradition Vater der Wahl zum Handlungsort: Babylon als gottesfeindliche Macht und Hort der Sünde und Dekadenz.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Die Todes-Karavane. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 9. Jahrgang 1882/1883, Nr. 7, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 106

Weblinks[Bearbeiten]