Böhmen

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Historische Karte von Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien

Böhmen (lateinisch und englisch Bohemia, tschechisch Čechy) ist eine historische Landschaft in Tschechien (Mitteleuropa). Historisch gesehen gehörte es lange Jahrhunderte zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und von 1806 bis 1918 zu Österreich-Ungarn. Die Habsburger beherrschten das Land von 1526 bis 1918. Ebenfalls als Böhmen werden dessen Bewohner bezeichnet.

Geographie[Bearbeiten]

Böhmens Fläche beträgt etwa 52.060 km². Es grenzt im Nordosten an Polen, im Osten an die Region Mähren, im Süden an Österreich, im Südwesten und Westen an Bayern und im Nordwesten an Sachsen.

Böhmen wird ferner begrenzt durch seine vier Randgebirge:

  • Böhmerwald (südwestliche Grenze zum österreichischen Mühlviertel und Bayern)
  • Erzgebirge (nordwestliche Grenze zu Sachsen)
  • Sudeten (nördliche und nordöstliche Grenze zur Oberlausitz und zu Schlesien)
  • Böhmisch-Mährische Höhe (östliche Grenze zu Mähren und südliche zum Waldviertel)

Geschichte[Bearbeiten]

Wappen des Königreiches Böhmen

Böhmen war über viele Jahrhunderte hinweg erst ein Herzogtum und dann ein Königreich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Herzog Wenzel von Böhmen wurde 935 von seinem Bruder Boleslav ermordet und später Schutzheiliger des Landes. 973 gab Kaiser Otto I. Böhmen ein eigenes Bistum mit Sitz in Prag. Bis dahin war Böhmen ein Teil des Bistums Regensburg. Spätestens ab dem 10. Jahrhundert lebte in Prag eine bedeutende deutsche und jüdische Gemeinschaft.

Die böhmische Königswürde, 1085 Vratislav II. persönlich verliehen, seit 1198 (Ottokar I.) erblich, demonstrierte die Sonderstellung Böhmens im Heiligen Römischen Reich. Lange Zeit mächtigster Fürst im Reich, war der Böhmische König mit Unterbrechungen Mitglied des Kurfürstenkollegiums und beteiligte sich an der Wahl des römisch-deutschen Königs, mit dessen Königstitel traditionell die Anwartschaft auf das römisch-deutsche Kaisertum verbunden war. Im 13. Jahrhundert begann in manchen Teilen eine intensive Besiedelung durch deutsche Siedler und Bergleute. Auch in vielen Städten Innerböhmens lebten ab dem 12./13. Jahrhundert Deutsche und Tschechen zusammen.

Ottokar II. nutzte die Schwäche der babenbergischen Herzogin und ihres Sohnes zur Aneignung deren Herrschaftsgebietes: Schon vor seiner Krönung zum König von Böhmen (1253) wurde er 1251 Herzog von Österreich. 1261 wurde er Herzog der Steiermark, 1269 auch von Kärnten und Krain.

1415 begab sich Jan Hus unter der Zusage freien Geleits auf das Konzil von Konstanz und wurde dort als Ketzer auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. 1420 begannen die Hussitenkriege. In denen entluden sich nationale, soziale und konfessionelle Spannungen mit großer Heftigkeit. Die hussitischen Einheiten operierten in dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts auch in Bayern, Schlesien, im Glatzer Land, in Österreich, in der westlichen Slowakei, in Brandenburg und in Gebieten bis an der Ostsee. Gleichzeitig richteten sich die Kriegshandlungen der Hussiten gegen katholische Städte, Klöster und Adelsburgen im Inland. Der Bürgerkrieg teilte Böhmen in ein katholisches und ein hussitisches Lager.

1618 rebellierten die evangelischen Stände gegen Kaiser Matthias. Der Prager Fenstersturz war der Auslöser für den Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Tod des Kaisers im März 1619 sagten sich die Stände der böhmischen Länder von den Habsburgern los und schufen sich mit der Böhmischen Konföderation eine neue Verfassung. Danach wählten sie den Calvinisten Friedrich von der Pfalz zum König.

Die Habsburgerin Maria Theresia war von 1740 bis zu ihrem Tode 1780 Erzherzogin von Österreich und Königin Ungarns und Böhmens.

1804 wurden die habsburgischen Lande zum Kaisertum Österreich. Unter dem böhmischen Adel regte sich schon früh Widerstand gegen die Politik Metternichs. Die Märzrevolution von 1848 fand auch in Böhmen, vor allem in Prag statt. Die Niederwerfung der tschechischen Nationalbewegung bildete den ersten militärischen Erfolg der Gegenrevolution. Seit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 gehörte Böhmen zum cisleithanischen Teil der Doppelmonarchie. Unter dem konservativen österreichischen Ministerpräsident Eduard Taaffe wurde 1880 Tschechisch neben Deutsch wieder Amtssprache in Böhmen. Ein österreichisch-tschechischer Ausgleich wurde zwar angestrebt, jedoch nie erreicht.

Böhmen hatte die modernste Industrie unter den österreichischen Kronländern. In Böhmen gibt es traditionell mehrere deutschsprachige Gegenden. Die Prager Kulturszene, zu der auch Egon Erwin Kisch gehörte, war durch zahlreiche Freundschaften zwischen Deutschen und Tschechen gekennzeichnet. Autoren übersetzten einander in die jeweilige Muttersprache.

bei Karl May[Bearbeiten]

im Leben[Bearbeiten]

Städte in Böhmen mit einer Beziehung zu Karl Mays Biografie:

  • Algersdorf (Valkeřice): Am 26. Juli 1869 flieht der Untersuchungsgefangene Karl May beim Weg zu einem Lokalaugenschein und setzt sich mit einigen Umwegen nach Böhmen ab. Erst zum Jahreswechsel 1869/70 ereicht er Algersdorf und wird dort am 4. Januar entdeckt und verhaftet. Mit vielen Ausflüchten kann er seine Auslieferung bis Mitte März hinauszögern.
  • Birnai (Brná) und Aussig (Ústí nad Labem): 1897 besucht Karl May Birnai und wohnt in der "Pension Herzig" ("Herzig's Sommerfrische"). Wahrscheinlich schreibt May hier große Teile des Romans "Weihnacht!". Landkarten und Bücher holt er sich im nahe gelegenen Aussig in der Buchhandlung Krüger (Teplitzer Straße). 1966/67 existierte in der ehemaligen Pension ein Karl-May-Museum. Seit 1990 gibt es in Birnai eine Karl-May-Straße und seit 1995 einen Karl-May-Wanderweg.
  • Prag (Praha): 1898 reist May über Prag nach Wien. Sein Aufenthalt in Prag vom 13. bis 20. Februar wird in der Presse mitgeteilt. Im selben Jahr reist May erneut nach Prag und bleibt vom 12. bis zum 19. Oktober. Er logierte wieder im "Hotel de Saxe" und erhielt dort u. a. Besuch von dem damals 13-jährigen Egon Erwin Kisch.
  • Bad Salzbrunn (Szczawno Zdrój, heute in Polen): 1907 hält sich Karl May in Begleitung seiner zweiten Frau Klara zur Kur in Bad Salzbrunn auf. Er folgt damit der Anordnung seines Hausarztes, der dem kranken und übermüdeten Mann eine Auszeit verschreibt. Er wohnt in der Pension Belvedere.
  • St. Joachimsthal (Jáchymov): Vom 11. Mai bis 17. Juni 1911 macht er zusammen mit Klara eine Kur im böhmischen Radiumbad St. Joachimsthal. Zur Erinnerung wurde dort nach ihm der "Karl-May-Steig" (Stezka Karla Maye) benannt.

im Werk[Bearbeiten]

Böhmen
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Pandur und Grenadier
Der Weg zum Glück
"Weihnacht!"

  • Wenn in Karl Mays Werken geschmuggelt (= gepascht) wird, so meistens über die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen.
  • Falkenau (Sokolov): In Band 24 der Gesammelten Reiseerzählungen "Weihnacht!" macht der Ich-Erzähler (der sich erst in den im Wilden Westen spielenden Kapiteln Old Shatterhand nennt) mit seinem Jugendfreund Carpio eine Winterwanderung nach Böhmen. In Falkenau beim Gastwirt Franzl treffen sie die Familie von Elise Hiller und helfen ihnen auf der Weiterreise.
  • Slowitz (fiktive Ortschaft in der Nähe von Pilsen): Im Kolportageroman Der Weg zum Glück ist Georg Kery der reichste Bauer in Slowitz. Er ist der Ehemann von Bertha und der Vater von Gisela. Er ist geizig und hartherzig. An Vater und Sohn Osec verliert er durch Betrug viel Geld. Sie verführen ihn zum Schmuggeln und auch dabei betrügen sie ihn. Kerys Oberknecht Ludwig Held, der Kerys Tochter liebt, kann ihn retten.
  • Studenetz und Chrudim: In der Dessauer-Erzählung Pandur und Grenadier will der kaiserliche Pandurenoberst Franz von der Trenck den Fürsten Leopold I. von Anhalt-Dessau gefangennehmen und stellt ihm eine Falle. Dieser überrumpelt ihn allerdings in seinem Quartier beim Erlenmüller, im darauffolgenden Kampf kann aber keiner den anderen besiegen.

Sonstiges[Bearbeiten]

Karl Mays Dienstmädchen Silvestra Puschmann (Silvestra Puzman) stammte aus dem böhmischen Horovice.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]