Aceh

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Aceh (alte Schreibweisen: Atjeh, Atschin, Atjih, im Englischen Acheen) ist eine indonesische Provinz an der Nordwestspitze der Insel Sumatra. Der offizielle Name lautet Nanggroe Aceh Darussalam, die Hauptstadt ist Banda Aceh (früher Kota Radscha = Ort des Königs genannt). Aceh ist bekannt für die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und einen jahrhundertelangen Kampf, den sie sowohl den niederländischen Kolonialtruppen als auch der indonesischen Zentralregierung lieferte.

Mit den Friedensvereinbarungen von 2005 genießt die Provinz als Sonderregion gewisse Autonomierechte. Im März 2003 wurde in Aceh als der einzigen indonesischen Provinz das islamische Recht der Schari'a eingeführt.

Geografie und Bevölkerung[Bearbeiten]

Lage von Kota Radscha auf Sumatra

Aceh liegt im äußersten Nordwesten von Sumatra und grenzt im Osten an die Provinz Sumatera Utara (Nordsumatra). An der Nordostküste liegt der Beginn der Straße von Malakka, die sich von 300 km Breite gegen Singapur zu auf wenige Kilometer verengt. Mit dem Schiff von der Landspitze bei Banda Aceh Richtung Norden fahrend, kommt man nach 200 bis 1000 km zu den verstreuten Inseln der Andamanen und Nikobaren, die aber zum entfernten Indien gehören.

Die Oberfläche Acehs ist von Gebirgen geprägt, die im Nationalpark Gunung Leuser 3380 m Höhe erreichen. Eine breitere Küstenebene liegt entlang der Nordostküste, im Süden einige Sumpfebenen.

Die Bevölkerung von Aceh gilt als groß gewachsen und dunkelhäutig und unterscheidet sich ethnisch deutlich von den übrigen Indonesiern. Das Mehrheitsvolk, Aceh oder Achinesen genannt, spricht eine eigene Sprache (Aceh-Sprache oder Achinesisch genannt) und praktiziert eine strengere, orthodoxere Form und Auslegung der islamischen Gesetze als die übrigen Indonesier. Es gibt eine Reihe weiterer Bevölkerungsgruppen, die vorwiegend im Bergland leben, sowie eine kleine Gruppe zugewanderter Araber. 97 % der Bevölkerung sind Muslime, 80 % davon orthodox, sogenannte „Santris“, 2 % Christen und Minderheiten von Animisten.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Islam erreichte das in den Indischen Ozean vorragende Aceh früher als andere indonesische Regionen, vermutlich schon im achten Jahrhundert. Im neunten Jahrhundert wurde das erste islamische Königreich, Perlak, gegründet; Pasai, Tamiah, Aceh folgten, so dass der Islam bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in dieser Gegend Fuß fasste. Als die Portugiesen 1511 Malakka einnahmen, wichen viele Händler (bes. Moslems) auf andere Häfen aus und das Sultanat von Aceh entwickelte sich zu einer bedeutenden Handelsmacht. Im 17. Jahrhundert begannen die europäischen Kolonialmächte (insbesondere Portugal, Großbritannien, Niederlande), Einfluss auf die Region auszuüben. 1602 gründete die Niederländische Ostindien-Kompanie eine Handelsniederlassung in Aceh, dennoch konnte das Sultanat seine Eigenständigkeit bewahren, auch nach 1824, als die Briten den Niederländern vertraglich die Oberhoheit über Sumatra zusicherten.

Am 26. März 1873 erklärten die Niederlande Aceh den Krieg und marschierten am 8. April mit einer Expedition beim Kraton (Palast) ein. Hier befand sich die befestigte Residenz des Sultans, die so tapfer verteidigt wurde, dass sich die Holländer am 28. April wieder zurückzogen. Eine zweite, stärkere Expedition rückte gegen den Kraton vor und nahm ihn schließlich am 24. Januar 1874 ein. Ab etwa 1880 organisierte man das Land politisch, bildete eine Provinz mit drei Distrikten und versuchte eine vollständige Beruhigung der Zivilgewalt. Doch musste bereits 1884 wieder ein Militärgouverneur eingesetzt werden.

1945, nach dem 2. Weltkrieg, versuchten die Niederlande, ihren Einfluss wieder zu errichten, mussten aber 1949 die Unabhängigkeit Indonesiens anerkennen. Aceh hoffte auf regionale Unabhängigkeit, doch es kam zum Einmarsch indonesischer Truppen in die Provinz, was in der Bevölkerung als ausländische Invasion wahrgenommen wurde. 1959 machte Indonesien erste Zugeständnisse und gewährte Aceh eine besondere Autonomie, was die Unabhängigkeitsbewegung aber nicht völlig beendete.

Durch das nahe Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 und seinen gewaltigen Tsunami wurde die Region stark in Mitleidenschaft gezogen; zehntausende Menschen kamen ums Leben, die Behörden sprechen von Opferzahlen um 300.000. An der Küste wurden sämtliche Häuser und die ganze Umgebung von den Wassermassen zerstört und verwüstet. Der Bürgerkrieg und die von der indonesischen Regierung beschlossene Isolation veranlassten letztere zunächst, die Schwere der Katastrophe zu vertuschen. Dadurch wurden die nötigen Hilfsaktionen verzögert und erschwert.

Atjeh bei Karl May[Bearbeiten]

Aceh
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Et in terra pax/Und Friede auf Erden!
Reisetagebücher

im Leben[Bearbeiten]

Bei seiner Orientreise 1899 macht Karl May in Atjeh in den Orten Uleh-leh und Kota Radscha Station. Näheres ist in den beiden Artikeln nachzulesen.

im Werk[Bearbeiten]

In der Erzählung "Et in terra pax", als Buch Band 30 der Gesammelten Werke "Und Friede auf Erden", nimmt das Geschehen auf Atjeh eine zentrale Bedeutung ein. In einem Bergdorf bei Kota Radscha wird der geisteskranke Missionar Waller wegen der Brandstiftung an einem Tempel festgehalten und soll von seiner Tochter Mary durch ein hohes Lösegeld freigekauft werden. Diese Summe wird von Sir John Raffley auf Bitte von Karl May zur Verfügung gestellt; Karl May tritt in diesem Roman direkt als der Dichter aus Sachsen in Erscheinung. Die Befreiung Wallers erfolgt jedoch ohne Geldübergabe durch die Vermittlung des jungen Chinesen Tsi unter Mithilfe eines eingeborenen Priesters. Es stellt sich heraus, dass diese beiden sowie Sir John Mitglieder des Bundes der Shen sind, der sich die Herbeiführung des Weltfriedens zur Aufgabe gemacht hat. So kann die Reisegesellschaft, zu der noch Sir Johns Onkel, ehemals britisch-indischer Governor, und der arabische Diener Mays, Sejjid Omar, gehören, mit Waller und Mary Atjeh Richtung China verlassen.

Dieses Kapitel des Werkes ist geprägt durch lange philosophische Gespräche unter den Protagonisten, besonders zwischen Karl May, dem Malaienpriester und dem Governor, der hier seine adelsstolze und rassistische Haltung zu verlieren beginnt.

Literatur[Bearbeiten]

  • C. Snouck Hurgronje: The Acehnese (trans. by A. W. S. O'Sullivan), Vols. I and II, Leiden: Brill, 1906.
  • Karl May: Und Friede auf Erden. Reiseerzählung von Karl May. Band 30 der gesammelten Reiserezählungen, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1904.
  • Karl May: Und Friede auf Erden. Reiseerzählung von Karl May. Band 30, Karl-May-Verlag, Bamberg 1958.

Weblinks[Bearbeiten]